Bild nicht mehr verfügbar.

Ein israelischer Soldat kniet neben der Leiche des beim Raketenangriff getöteten thailändischen Gastarbeiters.

Foto: REUTERS/Amir Cohen

Bild nicht mehr verfügbar.

EU-Außenministerin Catherine Ashton will sich im Gazstreifen ein Bild von der Verwendung europäischer Hilfsgelder machen und Mitarbeiter des UNO-Hilfswerks für Palästina-Flüchtlinge (UNRWA) treffen.

Foto: REUTERS/Suhaib Salem

Catherine Ashton hatte darauf bestanden, bei ihrem Nahost-Antrittsbesuch auch einen Abstecher in den Gazastreifen zu machen, und eine Stunde nach der Ankunft der EU-Außenbeauftragten am Donnerstag flog eine Kassam-Rakete aus dem Gazastreifen nach Israel hinüber. Der Einschlag tötete einen etwa 30-jährigen thailändischen Gastarbeiter, der im grenznahen Kibbuz Nativ Haassara beschäftigt war.

Seit dem Gaza-Krieg im Jänner 2009 war es das erste Mal, dass ein Mensch in Israel durch eine Rakete getötet wurde. Zu dem Angriff bekannte sich eine kaum bekannte islamistische Gruppe namens Ansar al-Sunna, die anscheinend mit der Hamas rivalisiert - es handle sich um eine "Antwort auf die fortgesetzte zionistische Aggression gegen unser Volk in Jerusalem", hieß es in einem Statement. Israel macht aber für alle Raketenabschüsse die Hamas verantwortlich, weil sie den Gazastreifen fest unter Kontrolle habe. Minister Silvan Schalom deutete an, dass es eine militärische Reaktion gebe würde.

"Ich verurteile jede Form der Gewalt, wir müssen eine friedliche Lösung für die Probleme finden" , lautete Ashtons Kommentar. Der Auftritt eines derart hochrangigen westlichen Gasts im abgeriegelten Gazastreifen ist ein Ausnahmefall. Die Israelis lassen gewöhnlich keine offiziellen Besucher über den Eres-Checkpoint in das nach der Machtübernahme der Hamas zum Feindesland erklärte Territorium. Ashton traf auch mit keinem Vertreter der Hamas zusammen, die von der EU ja boykottiert wird. Erklärtes Ziel Ashtons war es, Einrichtungen des UN-Flüchtlings-Hilfswerks zu besuchen und sich ein Bild davon zu machen, wie die Gelder der EU verwendet werden.

Bautätigkeit akzeptiert

In der Früh war Ashton in Jerusalem von Israels Staatspräsident Shimon Peres empfangen worden. Peres nahm abermals zur Kritik an der Bautätigkeit in Ostjerusalem Stellung: "Seit 40 Jahren" baue Israel "in gewissen Vierteln, die mehrheitlich jüdisch sind. Das wurde von allen Regierungen gemacht und von jedem akzeptiert, auch von den Palästinensern."

Ashton sollte von Israel nach Moskau weiterfliegen, um dort an einem Treffen des "Nahost-Quartetts" teilzunehmen, zu dem auch US-Außenministerin Hillary Clinton erwartet wird. Uno-Generalsekretär Ban Ki-moon erklärte im Vorfeld, es gebe keine Alternative zu direkten Gesprächen. Das Moskauer Außenministerium kündigte eine "konkrete und entschlossene Erklärung" des Quartetts an.

Zuletzt war immer noch unklar, wie Israels Premier Benjamin Netanjahu auf jene neuen Forderungen reagieren wird, die Clinton ihm im Gefolge des Eklats um ein Bauprojekt in Ostjerusalem gestellt hat. Es hieß aber, dass Vermittler George Mitchell schon am Sonntag wieder in den Nahen Osten kommen könnte. Pikanterweise sollen sowohl Clinton als auch Netanjahu nächste Woche in Washington vor der proisraelischen Gruppe Aipac auftreten. (Ben Segenreich aus Tel Aviv/DER STANDARD, Printausgabe, 19.3.2010)