Das Iphone während der Radtour aufladen,

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mittels Dynamo, der einen Akku lädt - dieser dient als Ladequelle fürs Handy.

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Der Magie, die einem Dynamo innewohnt, konnten wir uns schon als Kinder nicht entziehen. Funkenkitzeln hieß das damals, was wir machten, wenn wir Dynamos anders übersetzten, das Fahrrad umdrehten und den Dynamo ans freistehende Hinterrad montierten, um mehr Energie aus dem kleinen Kraftwerk zu bekommen. Wir sponnen Ideen über ein unabhängiges Leben in einer Höhle, in der wir rund um die Uhr Licht hätten - und "Wenn wir nur gut weiterentwickeln, können wir auch fernschauen, wenn nur einer immer kräftig genug am umgedrehten Fahrrad kurbelt."

Wir haben nicht weiterentwickelt. Und selbst wenn: Den Wirkungsgrad eines Seitenläufers hätten wir wohl auch nicht erhöht. Dabei gab es die Lösung bereits seit den 1930er-Jahren: Radnaben-Dynamos. Und aus der Sicht handelt es sich nicht mehr um schnöde Funkenkitzlerei, sondern das ist echte Alternativ-Energie.

Der erste Radnaben-Dynamo
Henry Sturmey und James Archer - die mit ihren Nabengetrieben für Fahrräder in der Szene bekannt sind wie Siegfried und Roy unter weißen Tigern - haben den ersten Dynamo erfunden, der direkt in der Radnabe sitzt. Innen liegt die Statorwicklung, außen herum drehen sich mit dem Gehäuse die Magnete. Vorteile der Radnaben-Dynamos sind, dass sie nur wenig Kraft brauchen, auch noch bei Regen funktionieren und ständig Strom produzieren, wenn sich das Rad dreht.

Standlicht und Automatik
Ausgerüstet mit einem passenden Kondensator verfügen einige Räder mit Radnaben-Dynamo sogar über ein Standlicht - gerade in der Nacht, wenn man mit dem Rad an der Ampel steht, ist das ein besonderes Sicherheitsplus -, andere haben eine Licht-Automatik, bei der sich das Licht automatisch, geregelt durch einen Helligkeitssensor, selbst ein- und ausschaltet.

Der alternativ erzeugte Strom, der am Weg ins Büro bei einem Radnaben-Dynamo quasi als Abfallprodukt anfällt, reizte natürlich, genutzt zu werden. Und was bietet sich derzeit besser an als das iPhone? Eben. Die Tüftler des Klapprad-Herstellers Dahon entwickelten eine Ladestation, mit der man bei der Radpartie sein iPhone, aber auch viele andere USB-Spielzeuge laden kann.

Ladegerät mit USB-Anschluss
Um über den USB-Ausgang einen gleichmäßigen Strom abgeben zu können, speichern die Erfinder die Energie aus dem Radnaben-Dynamo erst in einem kleinen Akku, der dann die Ladequelle ist. Während einer rund drei Stunden dauernden Radtour soll ein Mobiltelefon wieder voll geladen sein. Vorausgesetzt, man telefoniert nicht beim Radeln. Das Ladegerät Dahon BioLogic soll in den nächsten Tagen in den Handel kommen und wird um die 80 Euro kosten. Nachfolgeprodukte gibt es sicher auch bald.

Während viele aktuelle Tourenräder schon ab Werk mit einem Radnaben-Dynamo ausgeliefert werden, lohnt sich eine Umrüstung bei einem alten Rad meist nicht. Zu den Anschaffungskosten von 20 bis 200 Euro für den Dynamo an sich kommen noch Aufwendungen für die neue Lichtanlage und, was sich deutlicher auf den Kontostand auswirkt: das Rad muss mit dem Dynamo neu eingespeicht werden. Da zahlt es sich eher aus, gleich zu einem neuen Vorderreifen samt Naben-Kraftwerk zu greifen.

Wenn Sie Kinder haben, geben Sie aber gut acht, was die mit dem Fahrrad anstellen, wenn sie die physikalische Experimentier-Lust packt. Vom Rad, das ein Mobiltelefon betreibt, ist es in so einem Kopf nicht weit zu einem iPhone, das die alternative Energiequelle für ein Fahrrad ist. (Guido Gluschitsch, derStandard.at)