
Aktuell in der Praterstraße 48: Rudolf Steckholzers Auseinandersetzung mit Modefotografie (bis 11. 4.).
Seinen Schreibtisch mitten in einer Ausstellung stehen zu haben, also in einem Raum zu arbeiten, der sich fast jeden Monat verändert, findet Architekt Michael Hasslacher sehr reizvoll.
Gemeinsam mit zwei anderen Architekten (Onur Arisan, Benedikt Sequeira), der Kunsthistorikerin Leslie Weißgerber und dem Künstler Max Frey suchte und fand man vor gut einem Jahr geeignete Räume: eine ehemalige Hinterhofwerkstatt in Wien Leopoldstadt. Boden und Fenster versprühen den Charme eines Industrielofts: die Praterstraße 48 - Atelier, Studio und Ausstellungsraum zugleich.
"Kunst am Arbeitsplatz", sei aber keinesfalls das Konzept, beugt Leslie Weißgerber Missverständnissen vor. Das sei "einfach so passiert". Aber dennoch gefällt es ihr, dass Kunst hier aus dem auratischen White Cube herauskomme, als Gegenpart funktioniere und "in der Realität ausfranse" , wie einer der Gäste bemerkte. Einzig zur Eröffnung tritt die Kunst in den Vordergrund. Weißgerber, die gemeinsam mit Frey die Praterstraße 48 programmiert, war jahrelang in Galerien tätig. So sei die Lust entstanden, eigene Ideen zu verwirklichen: "Wir zeigen einfach Sachen, die wir gut finden, versuchen nicht sonderlich experimentell zu sein" , formuliert Weißgerber sehr bescheiden. "Agitatorische, politische Statements" interessieren sie allerdings nicht.
Sehr wohl zum Konzept gehört das Kochen einmal pro Ausstellung: die Kantine sei jedoch nicht nur terminlich kein klassisches Eröffnungsdinner. Die Köche, zuletzt ein Arzt und ein Fotograf, kommen aus unterschiedlichsten Bereichen - und ebenso die Gäste. Sie reagieren daher anders auf Kunst, bringen andere Gedanken ein. Nur im Kunstbetrieb zu dümpeln genügt nicht: "Es gibt mehr interessante Leute in Wien!" (Anne Katrin Feßler, DER STANDARD/Printausgabe, 19.03.2010)