Karl Steinhauser im "Schwarzen Mohren" mit seinen Flugzetteln, auf denen er vor Fischer, "der ja Freimaurer ist", warnt und aufruft, Rosenkranz zu wählen, denn: "Er ist international und daher antinational!"

Foto: Cremer

Wien - Ohne Umschweife fordert der Verfasser des Flugblattes an oberster Stelle: "Schluss mit (...) der pauschalen Verteufelung des Nationalsozialismus!" Darauf folgt gleich der nächste Imperativ in fetten Lettern: "Deshalb wählen am 25. April alle Christen und Patrioten ohne Wenn und Aber Barbara Rosenkranz!"

Wer macht sich im Parlamentsrestaurant derart für die Hofburg-kandidatin der FPÖ stark? Laut Werbezettel ist dort nämlich "bis auf Widerruf jeden Dienstag" der selbsternannte "Volksanwalt" Karl Steinhauser anzutreffen. Sein Leibthema: "Die ganze Wahrheit über das Dritte Reich!"

Der Standard erscheint pünktlich um elf Uhr in dem Lokal des Hohen Hauses in der Reichsratsstraße. Doch weit und breit keine Spur von dem Herrn, Jahrgang 1936, der selbst einmal für das Amt des Bundespräsidenten kandidieren wollte, es als antisemitischer Verschwörungstheoretiker jedoch nur zu einem handfesten Eintrag ins Handbuch des österreichischen Rechtsextremismus gebracht hat.

"Der Steinhauser? Der ist nicht mehr bei uns", sagt die Serviererin. "Der hat seit einem Dreivierteljahr Hausverbot - weil er sich so aufg'führt hat!" Hilfsbereit eilt jedoch der Portier herbei: "Wenn Sie den Herrn Steinhauser suchen - der sitzt jetzt immer im 'Schwarzen Mohren'!"

Nächste Station. Im Hinterzimmer des Beisels in der Burggasse sitzt in einer fünfköpfigen Männerrunde bei Bier, Linsen und Knödel Karl Steinhauser im Trachtenjanker - und nimmt sich sofort Zeit, um sein "Hauptmotiv" zu erklären. "Und der Portier war so nett, Ihnen zu sagen, dass ich hier bin?", will er vorher noch schnell wissen.

Dann hält der 74-Jährige einen Monolog gegen "die Hochfinanz als Verursacherin des Massenelends" und für "ein Geld ohne Zinsen", denn übrigens: "Auch im Programm der NSDAP wurde schon unter Punkt eins als Ziel formuliert: ,Die Brechung der Zinsknechtschaft‘." Zwei Gäste im Hinterzimmer haben sich mittlerweile in den Schankraum verdünnisiert, und ein junger Herr bricht auch bald auf.

Fischer und die Freimaurer

Warum er sich für Rosenkranz und ausdrücklich gegen Heinz Fischer engagiert?

Wieder holt Steinhauser weit aus. Dazu, wie "die Geheimpartei der Freimaurer die Auflösung aller Völker" anstrebe. Und in der gesamten EU langsam, aber sicher "eine euro-asiatische-negroide Mischrasse" entstehe.

Endlich kommt er zu Fischer, "der ja auch Freimaurer ist. Wissen Sie, Rosenkranz ist eine nationale Sozialistin! Fischer dagegen ist international, daher antinational, wenn auch Sozialist."

Dazu dürfe man nicht vergessen, dass das NS-Verbotsgesetz, an dem die FPÖ-Politikerin gerüttelt hat, "ein wesentliches Instrumentarium der Freimaurerei" sei. Und "eine verbrecherische Waffe, um jegliche Opposition im Keim zu ersticken". Denn: Mit diesem Gesetz könne man bis heute "jeden Nazi bis zu 20 Jahre in den Häf'n bringen - aber es genügt auch, wenn er einfach Patriot ist."

Zu guter Letzt gesteht Steinhauser noch: "Am liebsten tät ich ja selber kandidieren." Die für ein Antreten notwendigen 6000 Unterstützungserklärungen wären nicht das Problem für ihn, nein, aber leider: "Die Innenministerin würde dann ja sofort zu prüfen anfangen, ob ich zu belangen bin. Und warum? Wegen des Verbotsgesetzes natürlich!" (nw, DER STANDARD, Printausgabe, 19.3.2010)