Wien - Rund um die Strafsache Bawag sind noch etliche Verfahren offen - so auch die Causa Refco. Sie hat in der zweiten Februarwoche für behördliche Reiseaktivitäten auf der Destination Wien-New York-Wien gesorgt. Staatsanwältin Sonja Herbst und drei Kriminalisten haben in New York ermittelt - und Ex-Refco-Chef Phillip Bennett einvernommen. Er sitzt in einem Gefängnis in New Jersey seine 16-jährige Haftstrafe wegen Bilanzbetrugs ab, die er nach der Refco-Insolvenz und seinem Geständnis ausgefasst hat.

Ultimo-Geschäfte, "Blitzkredit"

Die Wiener ermitteln in der Causa Refco wegen des Verdachts der Untreue und Beteiligung an Bilanzfälschung; beschuldigt sind etwa die Ex-Banker Johann Zwettler und Helmut Elsner sowie Ex-Refco-Mitarbeiter. Es gilt die Unschuldsvermutung. Untersucht werden die Ultimo-Geschäfte, die die Bawag jahrelang mit dem Brokerhaus (die Bawag war bis 2004 daran beteiligt) getätigt hat. Und es geht um den 350-Mio.-Euro-"Blitzkredit", den die Wiener Banker im Oktober 2005 an Refco gaben, Stunden vor der Refco-Pleite. Dieser Kredit war es, der die Causa Bawag mit ihren Spekulationsverlusten auffliegen ließ.

Zwei Tage lang vernahmen die Wiener den Refco-Gründer am Sitz der Staatsanwaltschaft im Financial District von Manhattan - und Bennett sagte ausführlich und konkret aus, ebenso andere Ex-Refco-Mitarbeiter. Nun gehen die Ermittlungen in Wien weiter.

Enthaftungsantrag zurückgezogen

Ebenfalls im Februar hat übrigens Elsners Anwalt einen Enthaftungsantrag zurückgezogen. Der kolportierte Grund: ein Interview Ruth Elsners. Ihre Erzählung von Freunden, die sie finanziell unterstützten, spiele der Argumentation der Justiz (sie nennt Fluchtgefahr als Haftgrund) in die Hände. (Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19.3.2010)