Moskaus Oberbürgermeister Juri Luschkow hat zwei gute Freunde im politischen Wien: den Bürgermeister Michael Häupl, zu dessen 60.Geburtstag er sogar im Rathaus auftauchte; und, nur auf den ersten Blick überraschend, den Möchtegern-Bürgermeister H.-C. Strache, den er im Dezember 2008 zu einem "überaus herzlichen" Gespräch in Moskau empfing.

Österreich hat über die Eigenheiten russischer Politik schon immer taktvoll hinweggesehen. Es geht ja auch um Interessen. Dass Russland keine echte Demokratie ist, sondern ein autoritäres System mit privater Bereicherung der oberen Raubritterschicht, weiß jeder. Inzwischen kommt es aber auch zu einer Art Rehabilitierung bzw. einer Nostalgie nach einer der furchtbarsten Gestalten der Geschichte, dem millionenfachen Massenmörder Stalin. Zum Jahrestag des Sieges über Hitler-Deutschland Anfang Mai sollen riesige Stalin-Porträts in Moskau zu sehen sein.

Luschkow will das zulassen, mit der Begründung, dass Stalin als Oberbefehlshaber der Roten Armee im Zweiten Weltkrieg den Sieg gegen Hitler errungen habe. Das stimmt - mit der kleinen Einschränkung, dass Stalin alle Warnungen vor Hitlers Angriff ignorierte, die Rote Armee mit Säuberungen enthauptete, fürchterliche Fehler beging und so für einen guten Teil der 27 Millionen Kriegstoten der UdSSR verantwortlich ist. Österreich-Freund Luschkow reitet da auf einer gefährlichen Welle. (Hans Rauscher/DER STANDARD, Printausgabe, 20.3.2010)