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Broukal bezeichnet 2009 als "SPÖ-Schreckensjahr".

APA-FOTO: HERBERT NEUBAUER

Josef Broukal u.a., "Nachrichten vom Ableben der SPÖ sind stark übertrieben. Schafft die Sozialdemokratie den Turnaround?"; 316 Seiten; € 19,80

Cover: Goldegg

Bei den Gemeinderatswahlen in der Steiermark hat die SPÖ die zwölfte Niederlage in Serie eingefahren. Der rote Negativtrend, der unaufhaltsam scheint, ist auch Thema eines kürzlich erschienen Buches. Ex-SPÖ-Nationalratsabgeordneter Josef Broukal, der vor zwei Jahren aus dem Parlament ausgeschieden ist, bat Granden aus der SPÖ, Politiker anderer Parteien, Experten und Meinungsforscher um Beiträge für das Buch mit dem Titel "Nachrichten vom Ableben der SPÖ sind stark übertrieben!".

Broukal rechnet mit der SPÖ ab, nachdem er erst im vergangenen Jahr mit der Österreichischen Politik im Allgemeinen abgerechnet hatte. Er bezeichnet das Jahr 2009 als "SPÖ-Schreckensjahr", kritisiert den "ständigen Abstieg des Kanzlers und der SPÖ-Regierungsmannschaft" und apelliert an die Partei, "endlich aufzuwachen und damit aufzuhören, auf die Medien böse zu sein, nur weil die PR-Profis der ÖVP ihr Handwerk verstehen".

Im Untertitel des neuen wird die hoffnungsvolle Frage gestellt "Schafft die Sozialdemokratie den Turnaround?", eine wirkliche Antwort findet jedoch keiner der Autoren bzw. im Buch interviewten Personen. Die - aus der SPÖ ausgetretene - ehemalige ÖH-Vorsitzende Barbara Blaha drängt auf eine inhaltliche Auseinandersetzung, jedoch reiche es nicht, Intellektuelle zum Dialog zu laden oder in Arbeitsgruppen zu bitten. Man müsse sich auch direkt an die ArbeitnehmerInnen wenden. Der Meinungsforscher Günter Ogris analsysiert das Wahlverhalten der Arbeiter im Wandel der Zeit kommt zu dem Schluss, dass es mittlerweile Arbeitnehmer gebe, deren Eltern bereits die FPÖ gewählt haben: "Unter den jungen Strache-WählerInnen sind oft die Kinder der frühen Haider-Wähler." Die ehemalige SPÖ-Staatssekretärin und jetzige Siemens-Österreich-Chefin Brigitte Ederer fordert eine pragmatische Wirtschaftspolitik, "die eine moderne Marktwirtschaft als Unterbau für gesellschaftliche Reformen versteht".

Interviews mit Van der Bellen und Gusenbauer

Besonders in Auge stechen die im Buch enthaltenen Interviews mit dem ehemaligen Grünen-Chef Alexander Van der Bellen und Ex-SPÖ-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer. Van der Bellen stellt die These auf, dass die SPÖ immer dann erfolgreich war, "wenn sie einen Anführer hatte, der nicht dem Klischee vom SPÖ-Milieu entsprochen hat". Als Beispiele nennt er Kreisky und Vranitzky. Gusenbauer, dem es, wie er im Interview sagt, zum jetzigen Zeitpunkt besser geht als jemals zuvor, warnt davor, dass die SPÖ zu einer "simplen Interessensvertretungspartei einzelner sozialer Gruppen" verkommt: "Das wäre der Tod." (rwh, derStandard.at, 23.3.2010)