Google vs. staatliche Zensur in China

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Google macht ernst mit seiner Ankündigung, seine chinesische Suche nicht mehr entsprechend den Bestimmungen des kommunistischen Regimes zu zensieren. Der Onlinekonzern lenkte am Montagabend allen Webverkehr für seinen chinesischen Site google.cn automatisch auf die Webseite google.com.hk in Hongkong um, ohne Benutzer darauf hinzuweisen. Gleichzeitig wurden die bisher auf der Seite platzierten Warnhinweise entfernt, dass "entsprechend den örtlichen Gesetzen, Bestimmungen und der Richtlinien einige Suchergebnisse nicht gezeigt werden" .

Tibet, Tiananmen, ...

So durften bisher unter anderem keine Meldungen über den 1989 niedergeschlagenen Studentenprotest des Tiananmen-Platzes angezeigt werden, oder wurden Suchen über den Dalai Lama oder Tibet nicht oder nur mit offiziell genehmigten Ergebnissen beantwortet.

Damit begann Google am Montag, seine Ankündigung vom 12. Jänner umzusetzen. Der Konzern hatte damals erklärt, keine Suche in China mehr anbieten zu wollen, wenn es dies nicht unzensiert tun könne und Cyberattacken aus China nicht eingestellt würden.

Forschung und Verkauf

Nach der Umleitung von Suchen auf die unzensierte Seite google.com.hk sagte Google, es wolle weiterhin Forschung und Verkauf in China betreiben, könne jedoch noch nicht abschätzen, was mit den rund 600 Mitarbeitern des Konzerns in China passieren würde. Am Wochenende drohten Regierungsvertreter in chinesischen Medien Google "ernste Konsequenzen" an, wenn es sich weiterhin "durch die US-Regierung und deren Geheimdienste politisieren" lasse.

"Wir wissen, dass der Zugang zu dieser Seite blockiert werden kann"

"Die chinesische Regierung hat in unseren Verhandlungen kristallklar ausgedrückt, dass unsere Selbstzensur eine nicht verhandelbare Bedingung für unsere Tätigkeit sei" , schrieb Googles Chef-Justitiar David Drummond Montag auf Googles offiziellem Unternehmensblog. "Wir glauben, dass unsere Lösung, Suche in vereinfachtem Chinesisch über google.com.hk anzubieten, rechtlich einwandfrei ist und von der chinesischen Regierung akzeptiert wird. Aber wir wissen, dass der Zugang zu dieser Seite blockiert werden kann" , sagte Drummond. Benutzer, die Zugangsschwierigkeiten bemerken, können dies bei einer Serviceseite melden.

Mit einem Marktanteil von rund 36 Prozent bei Suche liegt Google derzeit an zweiter Stelle hinter baidu.com mit 58 Prozent. Ein kürzlich in China herausgebrachtes Motorola-Handy auf Basis des Google-Betriebssystems Android verwendet die konkurrierende Bing-Suchmaschine von Microsoft. (spu)