Vom Sparpaket der griechischen Regierung ist auch die mächtige orthodoxe Kirche nicht ausgenommen. Laut einem Gesetz, das am Mittwoch im Parlament beschlossen werden soll, muss der Klerus künftig Steuern zahlen.
Erbt die Kirche in Zukunft Immobilien, muss sie 20 Prozent des Wertes an den Staat abführen. Fünf bzw. zehn Prozent Steuer sollen auf Sach- und Geldspenden erhoben werden. Auch auf die Einkünfte der Kirche aus ihrem Grundbesitz, für die bisher nur ein Prozent Steuer bezahlt wurde, wird eine zwanzigprozentige Besteuerung festgelegt. Außerdem müssen Diözesen und selbständige Klöster ihre Buchführung offenlegen, die bisher kaum geprüft wurde.
Ieronymos will gegen Steuerpflicht klagen
Ieronymos, Erzbischof von Athen und damit Oberhaupt der griechischen Kirche, reagierte empört: "Unsere Geduld ist aufgebraucht", sagte er in einem Interview mit der Zeitschrift "Real News". Er droht mit dem Gang vor griechische und europäische Gerichte, da das Steuergesetz seiner Meinung nach der Verfassung widerspricht.
Er bestritt, dass die Kirche über Millionen verfüge: "Kommt und zeigt uns, wo dieses Geld ist." Auch der Bischof von Thessaloniki, wo die Religionsgemeinschaft besonders viele Immobilien besitzt, spricht von einem "Schlag ins Gesicht der Kirche". Bei der Bevölkerung kommt die Ausweitung der Steuerpflicht hingegen gut an: in Umfragen geben 80 Prozent an, ihrer Meinung nach sei der höhere Klerus korrupt.
Laut einer im Vorjahr von der Zeitung Katimerini veröffentlichten Studie machte die orthodoxe Kirche 2008 sieben Millionen Euro Gewinn. 20 Millionen Umsatz brachte die Vermietung von Immobilien, 4,5 Millionen warfen sonstige Investitionen ab. Die Kirche hält einen 150-Millionen-Euro-Anteil an der Nationalbank, in deren Vorstand ein Bischof sitzt.
Armee stellt Chauffeure
Auch die Regierung wird vom Erzbischof von Athen angelobt. Der Staat zahlt die Gehälter der Priester, und viele Bischöfe haben einen Chauffeur, der ihnen von der Armee zur Verfügung gestellt wird.
Die orthodoxe Kirche Griechenlands wird immer wieder von Skandalen erschüttert: 2005 wurde der Bischof von Attika wegen Geldwäschevorwürfen abgesetzt, laut "Financial Times" führte der Bischof von Korinth Spenden auf private Konten ab und der Bischof von Thessalien pflegte enge Kontakte zur albanischen Drogenmafia.
2008 mussten Staatssekretär und Regierungssprecher Theodoros Roussopoulos sowie Handelsmarineminister Georgios Voulgarakis nach einem umstrittenen Immobiliendeal des Staates mit dem Mönchskloster Athos, der den Steuerzahler hundert Millionen Euro kostete, zurücktreten. (bed/derStandard.at, 23.3.2010)