Schon seit langer, langer Zeit ist ORF 1 kaum zu unterscheiden von so manchem Privatsender. Nicht immer lässt sich die Argumentation der ORF-Führung schlüssig darlegen, man müsse unter Bedingungen wie diesen den Gebührenzahlern ein möglichst breites Programmspektrum anbieten, um konkurrenzfähig zu bleiben. Mitunter ist nämlich den Zuschauern das Private im ORF zu viel. 

Für Dienstag weist etwa die Arbeitsgemeinschaft Teletest ORF 1 einen Tagesspitzenwert von 249.000 Zuschauern aus. Nicht sehr beeindruckende zwölf Prozent Marktanteil erzielte die Fußballübertragung des Bundesliga-Matches Rapid gegen Mattersburg. Bestes Privatangebot war "Two and a Half Man" auf ProSieben (168.000), danach schon der heimische Mitbewerber ATV: Die Doku-Soap "Teenager werden Mütter" schaffte 136.000.

Man könnte das Problem an der Wurzel packen und fragen, warum überhaupt Bundesliga-Matches im Hauptabendprogramm in voller Länge gezeigt werden müssen. Doch so tief in die Materie wollen wir nicht dringen. Schnell weggezappt. 

Weit mehr als hundert Filmemacher kamen dem Aufruf des Privatsenders Austria 9 nach, Werke einzuschicken. Der Privatsender, der sich bisher eher einen Namen mit der Wiederholung von Uraltserien (Matlock) und deutschen Brachialkomödien im Hauptabend seinen Ruf erwarb, bemüht sich offenbar um Imagepflege. Gut so.
Ein wenig mehr Mut würde dabei nicht schaden. Zur Aufführung gelangen die Filme in der Reihe Jungfilmmnacht 2010 freitags und samstags - zwischen zwei und vier Uhr früh. Immerhin, der Vesuch ist es wert und lässt auch so den gebührenfinanzierten ORF ziemlich privat aussehen.  (Doris Priesching, DER STANDARD; Printausgabe, 25.3.2010)