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Foto: APA/Marcus Brandt

Rauchen schadet der Gesundheit. Das wissen alle 1,6 Millionen Raucher in Österreich. Jeder zweite versucht mit Nikotinersatzpräparaten aus der Apotheke, Fachliteratur oder Akupunktur und Hypnose die quälenden Entzugserscheinungen zu überwinden und vom Glimmstängel loszukommen. Die meisten werden wieder rückfällig, weil die Motivation fehlt.

"Es gibt nur wenige Erkrankungen, für die Rauchen nicht das Risiko erhöht", sagt Ernest Groman vom Institut für Sozialmedizin der Universität Wien. Tabakkonsum ist nicht nur mit Krebs, Arteriosklerose, Herzinfarkt und Schlaganfall assoziiert, sondern kann auch zu Atemwegskrankheiten, Osteoporose, Zahn- und Zahnfleischerkrankungen führen sowie Geschmacks-, Geruchs- und Sehsinn beeinträchtigen. Zudem altern Raucher schneller und leben zehn Jahre kürzer als Nichtraucher.

Was Raucher an Zigaretten fesselt, ist Nikotin. Was Rauchen ungesund macht, sind tausende Chemikalien, Teer und krebserregende Stoffe im Tabakrauch, die beim Inhalieren über die Lunge direkt ins Blut wandern. Schätzungen gehen davon aus, dass in Österreich jährlich 12.000 Personen an den Folgen des Rauchens sterben. "Nahezu alle Gefahrenstoffe, die wir durch Gesetze in unserer Umwelt in den letzten Jahrzehnten minimiert haben, kommen im Zigarettenrauch vor", beklagt der Toxikologe Wolfram Parzefall vom Institut für Krebsforschung der Uni Wien.

Sich helfen lassen

Auf dem Weg zum Nichtrauchen sollte sich der Aufhörwillige helfen lassen. Als Königsweg, das zeigen weltweite Studien, gilt die Kombination aus Verhaltenstherapie in Verbindung mit einem Nikotinersatzpräparat. Die Kosten für die Beratung werden zum Teil von der Krankenversicherung übernommen. Die rund drei Monate Entzug fordern Disziplin, belohnen aber mit einer hohen Erfolgsquote: 35 Prozent der Aufhörwilligen ist auch ein Jahr nach der letzten Zigarette noch clean. Etwa die Hälfte davon bleibt es auch.

"Rauchen besteht immer auch aus Gewohnheitsmechanismen wie etwa einer Zigarette zum Kaffee", sagt Rudolf Schoberberger vom Institut für Sozialmedizin der Uni Wien. In der Therapie soll das Gehirn verlernen, diese Situationen mit Rauchen zu verbinden. Auch gilt es, persönliche Tiefs ohne Rückfall zu schaffen und mit Bewegung und Ernährung einer Gewichtszunahme vorzubeugen.

"Drei Viertel der Ausstiegserfolge sind Coaching und gruppendynamische Einflüsse", sagt Herwig Schinko vom AKH Linz, der im April wieder den Rauchausstiegskurs "Frei - rauchfrei" startet. Trotzdem können Nikotinersatzpräparate die Entzugserscheinungen mildern. Bezahlen muss sie der Raucher selbst. Pflaster, Pastille oder andere Formen wirken alle ähnlich gut, zeigte unlängst eine größere US-Studie. Sie werden für etwa drei Monate eingenommen, abhängig machen sie nicht. Nach etwa sechs Wochen verschwinden die Entzugserscheinungen, danach folgt die Erhaltungsphase. Selten verschreibt der Arzt verschreibungspflichtige Medikamente wie Champix oder Zyban.

Zumindest statistisch scheinen die Nikotinersatzpräparate einen Zusatznutzen zu haben, denn die Verhaltenstherapie erzielt allein nur eine Erfolgsquote von 25 Prozent. Wer die Therapie ganz in Eigenregie mit Rauchentwöhnungsratgebern oder Online-Angeboten wie der EU-Kampagne HELP (www.help-eu.com) angehen will, hat nur noch 15- bis 20-Prozent-Chance. Wer als Einzelkämpfer gar nur mit Nikotinersatzpräparaten hantiert, reduziert seine Chance auf 10 bis 15 Prozent. Viele Aufhörwillige sind zu ungeduldig oder reduzieren die Dosis, um Kosten zu sparen. Dann tritt die Wirkung nicht ein, und die Entzugserscheinungen sind so stark, dass der Patient die Therapie abbricht.

Spontane Versuche

Die meisten Raucher versuchen es immer wieder spontan. Die Erfolgsquote liegt hier nur bei 1 bis 5 Prozent. Es braucht oft einige Versuche, bis es klappt. Meist gelingt es jenen, die wenig abhängig sind. Noch geringer sind die Aussichten bei Hypnose oder Akupunktur. "In der Schulmedizin gibt es keinen Nachweis, dass Akupunktur oder Elektrostimulation den Rauchausstieg signifikant beeinflussen", sagt Schinko. Im Einzelfall werden aber über Placeboeffekt auch Erfolge beobachtet.(Andreas Grote, DER STANDARD Printausgabe, 29.3.2010)