Wien - Stimmen die Erinnerungen ehemaliger Banker der Hypo Group Alpe Adria, ist es ebendort ziemlich unorthodox zugegangen. Als Zeuge in der Causa Hypo Kärnten erzählte etwa ein Ex-Manager, er habe bei seinem Abgang Unterlagen "in einem Panzerschrank im Büro deponiert, die nach meinen Informationen ... über Auftrag des Vorstandes vernichtet wurden" .
Dem Chef der kroatischen Hypo-Tochter (später: Brauereibesitzer) habe man etwa erklären müssen, dass "er gewisse Personenkreise - gerüchteweise Mitglied der Drogenmafia - meiden und sich in gewissen Bars nicht benehmen sollte wie ein ausgeflippter Student. Es gehe nicht, dass er sich von einem Großkunden auf eine Riesenyacht auf eine Urlaubswoche einladen lässt."
Nachdem es Gerüchte über Ungereimtheiten gegeben habe, wurden im Herbst 2004 Detektive eingeschaltet. Der Sicherheitschef der Hypo sei beauftragt worden, "einen kompetenten Mann aus dem Sicherheitsbereich" in die kroatische Bank als Mitarbeiter einzuschleusen. "Aus optischenGründen" hätten die Manager vor Ort dessen Anstellung aber abgelehnt. Also sei der Aufklärer bei der Grawe-Tochter vor Ort angestellt worden, habe seine Tätigkeit von dort aus entfaltet. Seine "Prüfberichte" hätten gezeigt, dass "immer noch Kontakte zu den nicht gewollten Kreisen da waren" . Die Berichte seien in den Schränken der Bank gewesen, "ich glaube, sie wurden vernichtet". Freilich hätten die Informationen geholfen, "bisher verdeckte Unternehmensgruppierungen zu lokalisieren" .
Was damit gemeint ist: Stimmen diverse Aussagen, so wussten die Bankchefs in Kärnten nicht, wie viele Kredite über Stiftungen, Anstalten und Gesellschaften bei ein- und demselben Kunden landeten und, banktechnisch, als Klumperisiko zu behandeln gewesen wären. Bei einem Kunden habe man "plötzlich ein Klumpenrisiko von rund 100 Mio. Euro gehabt" . Auch bei Krediten an den kroatischen Ex-General und Vizeverteidigungsminister Vladimir Zagorec dürfte das, wie berichtet, so gewesen sein. Klumpenrisiko: 136 Mio. Euro.
Finanziert hatten die Kärntner Zagorec dem Vernehmen nach etliche Immokäufe in Wien, darunter den Börseplatz 1, das einstige und heute denkmalgeschützte k.k.Telegrafenamt, oder das einstige Kinderheim auf der Hohen Warte.
Überraschungen brachten auch späte Fact-Finding-Missions zu kroatischen Tourismusprojekten:Bei einem habe man eine "prächtige Villa mit luxuriöser Einrichtung vorgefunden" , der Grund rundherum: ein "ein Meter breiter Streifen, um um das Gebäude herumgehen zu können. Es stellte sich mir die Frage, wer so etwas kauft" , sagte ein Involvierter aus. Die Antwort, die er bekommen haben soll: "Es gibt sicher Russen, ... die Interesse an solchen Projekten haben." (gra, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30.03.2010)