Bild nicht mehr verfügbar.

Dietrich Mateschitz lächelt dem 1. April entgegen.

Foto: EPA/ARNE DEDERT

Servus-TV, der Sender von Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz, hat der Bundesliga eine Frist gesetzt. Die Präsidenten der 20 Fußballklubs sollen bei ihrer Sitzung am 1. April zu einer Entscheidung kommen, also die TV-Rechte vergeben. Mateschitz, so wird kolportiert, ist bereit, 15 Millionen Euro pro Saison zu zahlen. Zusätzlich übernimmt er die Produktionskosten (sechs Millionen). Inkludiert sind alle Verwertungsrechte (Online, Pay-TV). Servus hat seine Pläne Vereinsvertretern präsentiert, Teilnehmer nannten die Roadshow "hervorragend".

Servus würde mit dem ORF kooperieren, das heißt, der Staatsfunk könnte wie bisher am Sonntag eine tipp3-Partie übertragen. Vier Matches würden am Samstag stattfinden (18 Uhr), eines davon direkt in Servus. Zudem ist eine Fußballshow geplant, die Adeg Erste Liga soll am Freitag abgewickelt und sogar gesendet werden. Haken an der Geschichte: 72 Livespiele im frei zugänglichen Fernsehen sind eindeutig inflationär. Der Pay-Sender Sky, der bisher alle 180 Matches einer Meisterschaft geliefert hat (zumindest in Konferenzschaltung), könnte seine Offerte (rund sechs Millionen Euro) zurückziehen. Mögliches Argument: Man sei sich als Resteverwerter zu schade. Anderseits hat Sky bestehende Verträge mit Kunden, die Bilder vom österreichischen Kick garantieren.

Der ORF hat übrigens auch ein eigenes Angebot gelegt (36 Partien live an Sonntagen), es soll ebenfalls bei sechs Millionen liegen.

Der Trend in Europa geht eindeutig weg vom Free-TV, in Deutschland zeigt alleine die ARD Meisterschaftsspiele - pro Saison zwei. Die Quoten im ORF sind schwach, diesen Sonntag erlitten nur 130.000 Menschen LASK gegen Ried. Vor zwei Wochen wurde unmittelbar nach der Formel 1 aus Bahrain das Derby zwischen Rapid und der Austria gegeben, die Zuseherzahl hat sich auf rund 300.000 halbiert.

Liga gespalten

Die Liga ist gespalten. Man befürchtet ein Eigentor oder einen Schuss ins Knie, wäre das Pay-TV, also Sky, nicht mit im Boot. Erhält Servus den Zuschlag, hätte man die Macht gebündelt, die Verhältnisse ähnelten jenen in Italien: Silvio Berlusconi ist Präsident des AC Milan, sein Medienimperium zeigt nicht nur die Serie A. So nebenbei ist er Ministerpräsident, das hat er dem Österreicher Mateschitz voraus. Und der AC Milan spielt immer noch besser Fußball als Red Bull Salzburg.

Hubert Nagel, der Präsident des Erstligisten Austria Lustenau, sitzt im Aufsichtsrat der Liga und schließt ein Ergebnis am 1. April nicht aus. "Es gehört einiges abgeklärt. Angst vor Salzburgs Machtfülle ist trotz Bedenken sinnlos. Das Geld ist eben dort, wo die Macht ist. Man darf nicht päpstlicher als der Papst sein." Die Ausgangsposition der Liga ist gar nicht übel. Servus will (und zwar für fünf Jahre, ergibt 75 Millionen, eine Bankgarantie ist selbstverständlich), der ORF fühlt sich verpflichtet, und Sky muss irgendwie. Rapids Präsident Rudolf Edlinger betont zum x-ten Mal, dass sein Klub die meisten Fans habe. "Und die sollen Rapid im Fernsehen gratis sehen dürfen."

Heute, Dienstag, tagt die TV-Kommission. Ihr gehören u. a. Markus Kraetschmer (Austria), Werner Kuhn (Rapid) und Peter Michael Reichel (LASK) an. Liga-Vorstand Georg Pangl sagt: "Wir haben eine große Verantwortung." (Christian Hackl, DER STANDARD; Printausgabe, 30.3.2010)