Wien - Der ORF prüft - wie bereits berichtet - nach der Debatte um die "Am Schauplatz"-Reportage über den rechten Rand seine Bücher: Der kaufmännische Direktor, Richard Grasl, bestätigte am Dienstag, dass alle Zahlungen im Bereich der ORF-Magazine der letzten beiden Jahre ausgehoben werden. Dabei soll geprüft werden, ob und in welchem Ausmaß an Protagonisten Geld geflossen ist. Grasl betonte jedoch, dass es bei der ins politische Kreuzfeuer geratenen "Am Schauplatz"-Sendung in den Büchern "keinen Beleg dafür gibt, dass mehr als die zwei mal 100 Euro für die Rechteabgeltung gezahlt worden sind".

Die Prüfung erfolge auch, aber nicht nur wegen des beantragten Sonderpublikumsrates zu der Causa, sagte Grasl. Er begründete dies auch mit den Aussagen der beiden Skinheads, die in Interviews am Wochenende behauptet hatten, Geld vom "Am Schauplatz"-Team bekommen zu haben, aber abstritten, auf Aufforderung neonazistische Sager von sich gegeben zu haben: "Nachdem die beiden alle Vorwürfe an den ORF dementiert haben, außer der Zahlung, lassen wir das jetzt ausheben."

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An alle Abteilungsleiter und Redaktionsleiter im Magazinbereich sei das Ersuchen ergangen, entsprechende Aufstellungen zu liefern, die von der zentralen Controllingstelle des ORF zusammengestellt würden. Abgeklärt werden die Punkte "Rechteabgeltung, Aufwandsentschädigung und sonstige Ausgaben an dritte, die mitgewirkt haben", so Grasl. "Da wollen wir wissen: 'Wie viel ist geflossen? Und wäre etwas geflossen, wer entscheidet das?'"

Auch der ORF-Finanzdirektor schloss dezidiert aus, dass vom ORF an die beiden Schauplatzprotagonisten mehr als die jeweils hundert Euro für die Rechteabgeltung gezahlt wurden: "Wir haben das im Laufe der letzten beiden Tage angeschaut, und das einzige was in unserer Buchhaltung ist, sind die zweimal hundert Euro", so Grasl. Wenn mehr gezahlt würde, etwa über Spesenabrechnungen, müsste das im Buchhaltungssystem aufscheinen, betonte er: "Jeder Euro, der aus dem ORF hinaus- oder hineinfließt, läuft über das SAP-System. Sogar die Belege sind in den Computer eingescannt."

Die Ergebnisse der Untersuchung würden auch öffentlich gemacht, kündigte Grasl an. Einzelzahlungen würden nicht kommuniziert, "sondern die Systematik". "Wir werden das auch öffentlich darstellen, wobei natürlich Datenschutzfragen zu klären sind", sagte der Finanzdirektor. (APA)