Den Banken ging es wohl schon besser. Insofern hat die Bank Austria das Recht, den europäischen Jazzpreis (des insgesamt gefährdeten Hans-Koller-Preises) nicht mehr zu sponsern. 15.000 Euro sind zwar keine Summe, bei der Väterchen Staat bankrettend spenden muss. Aber es ist Geld.

Auch dass Bund und Stadt Wien sich einig sind, womöglich nicht mehr fördern zu wollen, ist ja logisch. Hätten die Preiserfinder nur besser geplant! Kategorien wie "bestes Jazzmusical" oder "bester Donauinsel-Swing" wären SPÖ-Geschmack. Und den roten Bund hätte die Kategorie "Jazzermodel" überzeugt - er prämiert ja auch "das schönste Buch" . Aber nein. Jetzt kümmert sich der Koller-Preis frecherweise nicht nur um ein Genre, das die Nazis ausrotten wollten und das sich mit Summen begnügt, über die der Klassikbereich herzlichst lachen würde. Nein, er will auch noch europäisch sein und appelliert an die Weltoffenheit einer Metropole. Reicht es denn nicht, dass Wien in Brüssel ein Büro hat?

Und wie kommt der Koller-Preis überhaupt dazu, den Bund an seine EU-Dimension zu erinnern! Am Ende kommen internationale Journalisten her und berichten auch noch von der hiesigen Szene! Quält doch den Barroso in Brüssel! Der kann dann für euch den Obama um Geld anpumpen - dessen Vorfahren haben uns doch den Jazz eingebrockt! (Ljubiša Tošić/DER STANDARD, Printausgabe, 31. 3. 2010)