Glawischnig mit Professor Neuberger (Mitte) im unfreiwilligen Raucher-Espresso "Hobby" von Betreiber Göttlich.

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Wien - Die Grünen lassen mit ihrer Forderung nach einem absoluten Rauchverbot für die Gastronomie nicht locker. Dienstagvormittag lädt Obfrau Eva Glawischnig in das kaum 35 Quadratmeter kleine Espresso "Hobby" in der Währinger Straße zum Lokalaugenschein. An der Seite der grünen Chefin: Manfred Neuberger, Professor für Umwelthygiene an der medizinischen Uni Wien und bei der Gesellschaft für Pneumologie engagiert. "Hobby"-Betreiber Christian Göttlich, der sich selbst zehn bis 15 Zigaretten am Tag genehmigt, legt als Erster los.

Als Passivraucher komme er in seinem Lokal auf drei bis vier Stangen pro Tag, klagt er. Denn: Die derzeitige gesetzliche Lage treibe ihn quasi dazu. Weil sein Espresso weniger als 49 Quadratmeter hat, kann und braucht Göttlich zwar keine Raucher- und Nichtraucherzonen schaffen. Aber: "Wahlfreiheit" hätte er trotzdem keine gehabt. Würde Göttlich die Glimmstängel im "Hobby" verbieten, blieben nämlich die Hälfte der Gäste aus. Also wird fleißig weitergequalmt.

Rudelrauchen verboten 

Wie die Grünen begehrt daher auch der Espresso-Chef ein Rauchverbot in allen Lokalen. Dazu wünscht er sich von der Politik "Begleitmaßnahmen", damit die Gäste wenigstens vor der Türe pofeln können. Denn die Wiener Gehsteigverordnung verbiete sowohl das "Rudelrauchen" auf der Straße als auch das Aufstellen von Gasheizschwammerln im Winter, unter denen die Nikotinsüchtigen nicht allzu sehr frieren müssten.

Glawischnig nickt. Erklärt, die derzeitige Situation für Wirte sei "untragbar" und verspricht, sich als Grünen-Chefin auch für Begleitmaßnahmen einzusetzen - obwohl die deutschen Ökos längst auch einen Feldzug gegen "Heizpilze" geführt haben, weil diese pro Stunde bis zu 3,5 Kilogramm Kohlendioxid in die Luft blasen.

Erst unlängst sind die Grünen hierzulande im Parlament mit einem dringlichen Antrag für ein allgemeines Rauchverbot abgeblitzt. Außer dem FPK-Abgeordneten Martin Strutz stimmte kein Mandatar mit, abgelehnt wurde auch ein Antrag des BZÖ für Wahlfreiheit bei den Raucherregelungen.

Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ), zwar strikter Nichtraucher, hält nämlich nichts von Law -and-Order-Politik. Er will jetzt erst einmal abwarten, wie das Gesetz Wirkung zeige, das den Wirten noch bis 1. Juli Umbauarbeiten zum Schaffen von Raucher- und Nichtraucherbereichen einräumt. Auch die ÖVP plädiert dafür, das volle Inkrafttreten der Regelung sowie deren Evaluierung abzuwarten, obwohl auch deren Gesundheitssprecher Erwin Rasinger "als Arzt vehementer Nichtraucher" ist.

Glawischnig geht das alles nicht schnell genug. Sie will nun eine geheime Abstimmung über ein Rauchverbot im Parlament, ihre Partei werde jedenfalls einen entsprechenden Antrag einbringen.

Gefährlicher Nebenstrom 

Als Kronzeuge für die Sinnhaftigkeit von Rauchverboten referiert dann noch Professor Neuberger darüber, dass der "Nebenstromrauch" gefährlicher sei als der vom Raucher direkt aus der Zigarette eingeatmete. Und der Professor verweist auf Studien, wonach in Staaten, wo längst Rauchverbote herrschen, die Herzinfarkt-Raten um zehn bis zwanzig Prozent gesunken seien.

Wie sich Göttlich bis dahin behilft? Auf jedem Tisch fordert derzeit eine Karte die "werten Gäste" auf, "aufgrund der geringen Größe unseres Lokals den Rauchkonsum einzuschränken" - gleichzeitig wird aber darauf beschworen, dass sich das "Hobby" "auch in Zukunft" als Kaffeehaus versteht, "in dem Sie gerne rauchen dürfen". (Nina Weißensteiner, DER STANDARD - Printausgabe, 31. März 2010)