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Foto: REUTERS/Ina Fassbender

Zürich - Auch wenn er seinen Beinamen "der Große"  seiner politischen Bedeutung als eine der herausragenden europäischen Herrscherfiguren verdankte - Carolus Magnus (etwa von 747 bis 814) wurde dem auch körperlich gerecht. Forscher aus der Schweiz, Deutschland und Australien  entnahmen seinen im Dom von Aachen aufbewahrten Gebeinen den linken Schienbeinknochen. Die Wissenschafter um Frank Rühli, Leiter des Swiss Mummy Projects an der Universität Zürich, untersuchten den Knochen und schätzten dann aufgrund seiner Länge auf acht verschiedene Methoden die Lebendgröße des Herrschers ab.

Groß und schlank

Basierend auf nur einem Knochen sei eine exakte Bestimmung zwar nicht möglich, schreiben die Forscher im Fachmagazin "Economics and Human Biology". Doch Karl der Große war tatsächlich groß: Die Forscher schätzen ihn auf 1,84 Meter - wobei einzukalkulieren ist, dass die Durchschnittsgröße von Männern damals um einiges unter der heutigen lag. Umgerechnet auf heutige Verhältnisse würde die Länge Karls des Großen heute etwa 1,95 Metern entsprechen, wird Frank Rühli in einer Mitteilung des Teams, dem auch Forscher der Universitäten Aachen und Adelaide angehören, zitiert - also die Dimensionen eines Basketballers. "Ungefähr 98 von 100 Männern sind damals wohl kleiner gewesen als Karl der Große."

Weitere Untersuchungen zeigten, dass es sich um einen "gesunden" Knochen handelte: Die Forscher fanden keine Anzeichen wesentlicher Krankheiten. Das Schienbein deutet aber auch darauf hin, dass Karl der Große wohl eher von schlanker Statur war, sagte Rühli.

Laut den Forschern könnte die große Statur zur Wahrnehmung Karls des Großen als bedeutender, eindrucksvoller Person mit beigetragen haben. Noch heute ist Größe nämlich in vielerlei Hinsicht ein Vorteil. "Moderne Studien zeigen beispielsweise oft einen Zusammenhang zwischen Körpergröße und Einkommen", sagte Maciej Henneberg von der Universität Adelaide.

Härtere Fakten als historische Berichte

Mit etwa 20 Jahren wurde Karl König und Reformator des Frankenreiches, das in seinem Zenit von den Pyrenäen bis zur Ostsee und von der Nordseeküste bis nach Rom reichte. Im Jahr 800 wurde er vom Papst zum Römischen Kaiser gekrönt, 1165 schließlich - den wenig skrupelbehafteten Expansionskriegen Karls zum Trotz - heiliggesprochen.

Karls Statur war bisher nur aus historischen Beschreibungen bekannt. Sein Freund und Biograf Einhard bezeichnete ihn als "große und starke Person". Solche Beschreibungen könnten aber unter dem Eindruck von Karls Macht und politischer Größe verzerrt sein, schreiben die Forscher in ihrer Studie - deshalb auch die Analyse der Gebeine. (APA/sda/red)