Rudolfine Steindling (75) und ihr vor wenigen Jahren verstorbener Lebensgefährte Danek Gertner waren nach dem Krieg die Ostpioniere in Wien: Steindling als Geschäftsführerin der DDR-Außenhandelsfirma Novum, Gertner als Betreiber eines Werkzeugmaschinenhandels. Er war der erste Österreicher, der in Moskau eine Repräsentanz errichtete und westliche Firmen in der damaligen Sowjetunion vertrat. Ihr lagen einst die DDR-Bonzen zu Füßen, und auch westliche Manager küssten Madame die Hand.

Steindling ist die Witwe des jüdischen Resistance-Kämpfers und Holocaust-Überlebenden Adolf Steindling, mit dem sie eine Tochter hat. Die Tochter lebt in Israel, die "rote Fini", wie Steindling wegen ihrer Nähe zur Kommunistischen Partei genannt wird, lebt sowohl in Wien als auch in Israel.

Begonnen hat die spätere Finanzdiva der KPÖ ihre Berufslaufbahn ein Jahr nach Abzug der sowjetischen Besatzungstruppen aus Österreich als Sekretärin in der Wiener Dependance der ungarischen Central Wechsel- und Creditbank, wo sie auch ihren späteren Mann kennenlernte. 1966 verließ sie die Bank und arbeitete sich als deklarierte Kommunistin im KPÖ-Firmenimperium hoch.

1973 hatte sie - im Alter von 39 Jahren - die Novum-Geschäftsführung übernommen, ab 1978 bis 1992 fungierte sie als deren alleinige Treuhänderin. Zunächst schaffte die Firma bloß billige Waren von West nach Ost, später sicherte sie sich die DDR-Vertretung prominenter Westfirmen wie Brown Boveri, Ciba-Geigy oder Voest und kassierte Millionen an Zwangsprovisionen.

Auch für Steindling scheinen sich die Geschäfte ausgezahlt zu haben: Villen in Döbling und Jerusalem sowie ihre exquisite Garderobe zeigen, dass es für einige Auserwählte tatsächlich ein "Paradies der Werktätigen" im Arbeiter- und Bauernstaat gab.

"Ich mach nix, wo nicht Geld rausspringt", sagte die Mäzenin, als die sie in Österreich wie in Israel gleichermaßen geschätzt wird. Ihr Freundes- und Bekanntenkreis sprengt jede Who-is-who-Liste, ihre Kontakte gehen quer durch alle politischen Lager. Selbst der schwarz-blauen Regierung verhalf sie 2002 zu Kontakten zu Israel.

Ihr traditionell gutes Verhältnis zur Bank Austria treibt der heutigen Führung Angstschweiß auf die Stirn. Denn die Bank hat jene geforderten 240 Millionen Euro aus dem SED-Vermögen nicht mehr. Angeblich soll Steindling das Geld vor Jahren in bar abgehoben haben. (Claudia Ruff, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 01.04.2010)