Innsbruck - Nach Misshandlungsvorwürfen gegen Betreuer des von den Barmherzigen Schwestern geführten Behindertenheimes in Mils hat jetzt die Generaloberin der Barmherzigen Schwestern Zams zu den Anschuldigungen Stellung genommen. Es gebe die damaligen Vorwürfe betreffend "nichts zu beschönigen", erklärte Maria Gerlinde Kätzler am Donnerstag gegenüber "ORF Radio Tirol".

"Die Dinge, die nicht in Ordnung waren, wollen wir nicht wegdiskutieren", sagte sie. Die Betreuung von Behinderten im "Sozialen Zentrum St. Josef" sei aber in den vergangenen Jahren laufend verbessert worden und werde weiter den aktuellen Standards angepasst. Aber inzwischen seien dreißig Jahre ins Land gezogen, und es sei viel an Umdenken und Aufbauarbeit passiert: "Wir haben aus der Kritik gelernt", meinte Kätzler. Sowohl der Orden als auch die vielen Mitarbeiter seien sehr darum bemüht, dass es heute keinen Anlass mehr für Vorwürfe gebe.

Was die strafrechtliche Relevanz der erhobenen Vorwürfe betreffe, seien die Fälle damals von der Staatsanwaltschaft untersucht worden. Im November 1981 sei das Verfahren schließlich eingestellt worden. Die Details der Entscheidung der Staatsanwaltschaft kenne sie nicht, sie müsse davon ausgehen, dass diese gültig seien.

Fragwürdige "Erziehungsmethoden"

Die Missbrauchsfälle im von den Barmherzigen Schwestern Zams geführten Heim waren am Dienstag ins Licht der Öffentlichkeit gerückt. Eine Frau, die 1980 im "Soziales Zentrum St. Josef" in Mils bei Innsbruck als Hilfspflegerin tätige war, hatte sich erneut zu Wort gemeldet. Sie berichtet von fragwürdigen "Erziehungsmethoden", die sie damals miterlebt habe. Ihre Erfahrungen dokumentierte sie in einem Tagebuch.

Kalte Duschen und Zwangsjacken

"Es gab kalte Duschen, Zwangsjacken, Beschimpfungen, Fußtritte und die Insassen wurden stundenlang im Klo eingesperrt", erzählte sie. Außerdem schilderte sie eine Begebenheit, bei der ein Kind das eigene Erbrochene wieder aufessen musste. Die zu diesem Zeitpunkt 22-Jährige hatte sich bereits damals and das Jugendamt des Landes Tirol gewandt. Dort sei ihr jedoch kein Gehör geschenkt worden. Im Gegenteil, man habe sie als Lügnerin und Netzbeschmutzerin beschimpft und sie aufgefordert ihre Aufzeichnungen zu vernichten. (APA)