"Bis nichts mehr bleibt": 626.000 ZuschauerInnen waren am Mittwoch im ORF dabei.

Foto: ORF/ARD/SWR/Christine Schroeder

Das "Weltjournal" sahen am Mittwoch 365.000 Menschen. Mehr waren es zuletzt 2003. Der Film "Bis nichts mehr bleibt" am Hauptabend war mit 626.000 Sehern ORF-Quotensieger des Tages. Im "Club 2" zeigte sich schließlich, dass der "Verein", obwohl in Österreich nur mit 6000 Mitgliedern vertreten, nicht nur Quoten aufwühlt.

Die enervierenden bis skurrilen "Darf ich jetzt ausreden"-Scharmützel zwischen Scientology-PR-Damen und ihrer aus der Kirche/Sekte ausgestiegenen Antithese illustrierten eine Debatte mit hohem Informationswert: Moderator Rudolf Nagiller (der sich auch für Einseitigkeit im "Club 2" zum Neonazi-Schauplatz entschuldigte) fragte Positionen ab, als hätte er noch nie von Scientology gehört, und die Gäste (die nicht voreingenommenen) mühten sich um verständliche Aufklärung - inklusive des Religionssoziologen, der den freien Willen jener hervorstrich, die sich auf Scientology einlassen. Die Quote von 358.000 Zusehern ist an einem Mittwoch die höchste seit der Neueinführung 2007.

Die Debatte relativierte Film und Doku, die Verblendung und Abwehrhaltung der Organisation herausstrichen: "Bis nichts mehr bleibt" tat wohl daran, sich auf einen schlanken Themenfilm zu beschränken. Die prototypische Handlung des Ehepaars, das am Engagement für die "Org" zerbricht, kam ohne unnötige gesellschaftliche Exkurse aus. Die Bilder der achtjährigen Tochter, die die absurd anmutenden Ausbildungsrituale ("Gehe zur Wand, danke, berühre die Wand ...") durchlief, zählten zu den erschütternden Momenten. Vier Stunden Scientology-Aufarbeitung muss man erst einmal durchstehen. Das große Interesse am Wissensprogramm bestätigte die Schwerpunkt-Politik des ORF. (Alois Pumhösel, DER STANDARD; Printausgabe, 2.4.2010)