Die körperliche Belastung von Profi-Schlagzeugern ist mit jener von Sportlern vergleichbar.

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Die TU Chemnitz startete das weltweit erste Forschungsprojekt zur Sportart "Drums Alive".

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Was hat Sport mit Musik zu tun? Unter anderem können beide Tätigkeiten körperlich sehr anspruchsvoll sein. Clem Burke etwa, Schlagzeuger der Band Blondie, wird beim Musizieren physisch stärker beansprucht als ein Profifußballer. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler der britischen Universitäten Gloucestershire und Chichester, die eine Studie über die körperliche Beanspruchung von Schlagzeugern mit 30 Probanden durchgeführt haben. Auch die Technische Universität Chemnitz beteiligt sich an dem Projekt und hat eine eigene Folgestudie initiiert. "Die physische Belastung von Musikern ist bisher noch fast gar nicht erforscht", sagt Peter Wright, Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instiuts für Sportwissenschaft.

Verschiedene Musikstile

An der TU Chemnitz nahmen im November und Dezember 2009 15 Schlagzeuger, sowohl Profis als auch Amateure, an einer Studie teil. Gemessen wurden dabei Puls und Laktatwerte der Musiker, außerdem wurde ihr Atemgas analysiert und das subjektive Belastungsgefühl abgefragt. Die von den Kollegen in Großbritannien durchgeführten Erhebungen wurden um zwei Dimensionen erweitert: Erstens wurden diesmal Schlagzeuger verschiedener Musikstile miteinander verglichen - von Jazz über Klassik bis Heavy Metal. Zweitens wurden Zusammenhänge zwischen dem Schlagzeugspielen und der kognitiven Leistung eines Menschen eruiert.

Hohe Belastung gemessen

Die Ergebnisse: Die in Deutschland durchgeführten Untersuchungen bestätigen die hohe körperliche Beanspruchung von Schlagzeugspielern. "Teilweise wurden Herzfrequenzen von über 170 oder 180 Schläge pro Minute erreicht", sagt Wright. Profischlagzeuger würden das Herz- und Kreislaufsystem trainieren und Kalorien verbrennen wie jemand, der läuft oder Aerobic macht. Interessant seien diese Erkenntnisse vor allem für Arbeitsmediziner. "Denn das würde bedeuten, dass Profischlagzeuger über eine ausgezeichnete Fitness verfügen müssen, um ihren Beruf auszuüben."

Über den Zusamenhang zwischen Schlagzeugspielen und der kognitiven Leistung sagt Wright: "Schlagzeugspielen ist durch die gleichzeitige Beanspruchung beider Gehirnhälften extrem effektives Hirntraining." Es sei eine Art Gehirnjogging, weil es hochkoordinativ sei und beide Gehirnhälften gleich beansprucht würden. "Theoretisch führt das zu einer höheren Hirnleistung", sagt der Wissenschaftler. 

Obwohl die mit 15 Probanden durchgeführte Studie nicht repräsentativ sei, könne man sagen, dass sowohl die körperliche Beanspruchung als auch die Förderung kognitiver Fähigkeiten je nach Musikstil unterschiedlich hoch seien. "Physiologisch fordern Heavy Metal oder Rock mehr heraus, technisch ist zum Beispiel Jazz anspruchsvoller", weiß Wright. Hier würden koordinative Fähigkeiten mehr gefördert, was noch stärkere kognitive Effekte mit sich bringe. 

Trommeln als Therapie

Aus der Studie wurde ein Folgeprojekt entwickelt, in dem man die positiven Effekte des Trommelns, insbesondere der Sportart "Drums Alive", wissenschaftlich nachweisen will. "Drums Alive" soll nicht nur die körperliche sondern auch die mentale Fitness stärken, in dem man sich rhythmisch bewegt, tanzt und gleichzeitig mit Drumsticks auf einem Gymnastikball trommelt. Die Wissenschaftler wollen untersuchen, wie sich der Einsatz des Trommelns in der Therapie auswirkt, zum Beispiel in der Arbeit mit Kindern mit dem Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom ADHS oder mit Depressionspatienten. (mak, derStandard.at)