Foto: Trenkler

Vor zwei, drei Jahren entzog Wiens Bürgermeister den Wildplakatierern die Geschäftsgrundlage: Die Gewista durfte allerorts an Masten Halbschalen montieren. Diese gebogenen Werbeflächen würden, versprach der Bürgermeister der Volkspartei schriftlich, "ausschließlich den Kunst- und Kulturanbietern vorbehalten bleiben".

Franz Ferdinand Wolf, den VP-Kultursprecher, wunderte es daher, als er auf den Halbschalen Plakate für die "Schönbrunn Bar mit 12 reizenden Prinzessinnen" sah, deren diskrete Separees zum Relaxen einladen würden - und "vielleicht ein bisschen mehr". Ihn ärgert, dass man die Flächen lieber an ein Puff verkauft, als sie Kulturveranstaltern gratis zur Verfügung zu stellen.

Aber wie die Seele ist auch die Kunst ein weites Land: Wenn die Secession ein Swinger-Club sein kann, kann doch auch eine Gogo-Bar ein Musentempel sein. Dann macht man sich keine Gedanken über den Unterschied zwischen einer Striptease- und einer Performancetänzerin, der Prinzessin von Burgund und den 12 reizenden Prinzessinnen, der Schönbrunn Bar und der Roten Bar des Volkstheaters.

Zumal der Bürgermeister festhielt, dass Wien auch deswegen attraktiv ist, weil die "Unternehmen die Möglichkeit haben, ihre Dienstleistungen entsprechend zu präsentieren". Die abgebildete Prinzessin ist entsprechend ansprechend. (Thomas Trenkler, ALBUM - DER STANDARD/Printausgabe, 03./04.04.2010)