Rio de Janeiro - Die heftigsten Regenfälle seit mehr als vier Jahrzehnten haben Rio de Janeiro in ein Chaos gestürzt und schon über 140 Menschen das Leben gekostet. Die meisten von ihnen kamen bei Erdrutschen ums Leben. Allein in Rio wurden 140 Erdrutsche gemeldet. Gefährdet sind vor allem Bewohner der auf Hügeln liegenden Armensiedlungen Favelas. Durch die völlig aufgeweichte Erde kommt es dort immer wieder zu Erdrutschen, bei denen die illegal errichteten Häuser von den Schlammlawinen mitgerissen werden. Allein in der Trabantenstadt Niteroi starben 53 Personen. Der Gouverneur des Bundesstaats, Sergio Cabral, rief eine dreitägige Trauerzeit aus.
Geröllmassen verstopfen die Straßen
Rios Bürgermeister Eduardo Paes sprach von einem "absoluten Chaos". Alle wichtigen Straßen der Stadt seien blockiert. Er mahnte die Einwohner, ihre Wohnungen nicht zu verlassen und vor allem nicht mit dem Auto zu fahren. In vielen Vierteln der Millionen-Metropole bietet sich ein Bild der Verwüstung: Häuser stehen unter Wasser, umgestürzte Bäume liegen auf Autos, Schlamm- und Geröllmassen verstopfen die Straßen. Der Verkehr ist völlig zusammen gebrochen und mehrere Tunnel mussten wegen Überflutung gesperrt werden. Tausende Feuerwehrleute und Rettungshelfer sind im Einsatz.
Meteorologen sagtenweitere Niederschläge voraus
Es handle sich um die schlimmsten Regenfälle seit 1966. In einigen Teilen der Stadt fiel seit Montagabend binnen zwölf Stunden doppelt so viel Regen wie sonst im gesamten April. Meteorologen sagten jedoch weitere Niederschläge voraus.
Viertel
ohne Baugenehmigungen
Brasiliens Präsident Luiz Inacio Lula da Silva sagte den Behörden jegliche Hilfe zu und rief bei einer Veranstaltung zu einer Gedenkminute für die Opfer auf. Jahrelanges Missmanagement der Baubehörden seien für die vielen Opfer verantwortlich, wetterte Staatschef Lula da Silva. Die Behörden haben zu lange die Entstehung immer neuer Viertel ohne Baugenehmigungen geduldet. Sogar in den Hügeln um Rio de Janeiro, die als stark erdrutschgefährdet gelten, wurden illegale Bauten geduldet, erklärte Lula im brasilianischen Rundfunk. Der Präsident kündigte an, höhere Baustandards durchzusetzen. Zur Zeit "können wir nur zu Gott beten, dass er den Regen ein wenig zurückhält", erklärte Lula.
Auch Städtebau-Experte kritisieren, dass ganze Stadtteile an Stellen errichtet worden sind, die zum Nationalpark hätten erklärt werden sollen.
Fußballstadion Macarana steht unter Wasser
Für Rio bedeutet das Unwetter eine finanzielle Katastrophe. Rio bereit sich auf die Olympischen Spiele (2016) und die Fußball-Weltmeisterschaft (2014) vor. Im Fußballstadion Macarana, das als weltweit größte Wettkampfstätte gilt und derzeit für die Olympischen Sommerspiele renoviert wird, stehen der Rasen und die Kabinen unter Wasser. Schmutzwasser und Unmengen von Abfällen wurden auf das Spielfeld gespült. Rio sei aber als Gastgeber für die Fußball-WM 2014 und Olympia 2016 bereit, bekräftigte Präsident Luiz Inacio Lula da Silva vor Journalisten. Solch eine "Tragödie" ereigne sich schließlich nicht jeden Tag.(APA)