Facebook-Gründer Mark Zuckerberg

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Die deutsche Verbraucherministerin Ilse Aigner fordert von dem Online-Netzwerk Facebook ein sofortiges Signal für mehr Datenschutz. "Ich erwarte, dass Facebook umgehend reagiert, zumal die Kritik vonseiten der Nutzer immer lauter wird", sagte sie am Dienstag in Berlin. "Mit weltweit mehr als 400 Millionen Nutzern sollte Facebook ein Vorbild beim Datenschutz sein, nicht Schlusslicht." Aigner hatte Facebook in einem offenen Brief mit einer Kündigung ihrer Mitgliedschaft gedroht, wenn Daten der Nutzer ohne deren Einwilligung weitergegeben werden.

"Wenn man erstmal drin ist, ist es eine Krake, die sich alles von den Nutzern holt"

Der Chaos Computer Club (CCC) hält soziale Netzwerke für eine "Krake", die Daten von Nutzern sammelt. "Wenn man erstmal drin ist, ist es eine Krake, die sich alles von den Nutzern holt", sagte Sprecher Frank Rosengart. Der Zweck der sozialen Netzwerke sei es letztlich, Geschäfte zu machen. Die Politik hat nach Ansicht des CCC kaum eine Handhabe. "Die Facebook-Nutzer haben mit dem amerikanischen Unternehmen eine Nutzungsvereinbarung", sagte Rosengart. Damit unterliege das Netzwerk nicht europäischem Recht.

"Ich grüble über die Sicherheit meiner Daten."

Mal wieder steht Facebook mit mehr als 400 Millionen Mitgliedern weltweit im Zentrum einer Datenschutzdebatte. "Ich grüble über die Sicherheit meiner Daten." Diese Statusmeldung könnten viele Nutzer derzeit auf ihre Seite des Sozialnetzwerks schreiben. Wo sie sonst berichten, wie sie einen Kinofilm fanden oder ob sie glücklich über das Frühlingswetter sind. Das Online-Netzwerk plant eine umstrittene Änderung seiner Datenschutzbestimmungen, die Aigner nur mit Einwilligung der Nutzer zulassen will.

Kritiker des angeblich laxen Umgangs mit persönlichen Daten monieren vor allem, Facebook wolle Daten an Dritte, sprich Partner- Unternehmen im Internet weitergeben, ohne bei den Mitgliedern ausreichend um Erlaubnis zu fragen. Eine deutsche Sprecherin bestreitet dies – es gehe lediglich um die Weitergabe an Unternehmen, die zu einem engen Netzwerk rund um Facebook gehörten.

Datenschutzrichtlinien

Etliche Nutzer haben bis zum Wochenende von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, den Vorschlag für die neuen Datenschutzrichtlinien zu kommentieren. "Lehne jegliche Weitergabe meiner Daten ab. Wir brauchen hier mehr Transparenz! Ich will entscheiden, was ich wem und wie freigebe", schrieb einer von mehreren hundert auf den deutschsprachigen Facebook-Seiten. Viele andere berufen sich auf Paragraf 28 des Bundesdatenschutzgesetzes, nach dem ihre Daten nur an Werbetreibende weitergegeben werden dürfen, wenn sie zustimmen.

Welche "Partner" sollen die Facebook-Daten künftig nutzen können? Facebook-Sprecher Barry Schnitt schreibt in einem Blog-Eintrag, dazu gehörten etwa die Konzerne Yahoo, AOL und der Fernsehsender CNN. Mit jedem Unternehmen werde Facebook klare vertragliche Bedingungen aushandeln. Noch sei nicht genau entschieden, für welche neuen Anwendungen die Daten demnächst genutzt würden, sagt die Facebook- Sprecherin. Doch es müsse den Nutzern auch klar sein, dass sie sich etwa mit ihrem echten Namen im Internet zeigen: "Wir haben uns immer zugutegehalten, dass wir ein authentisches Netzwerk sind."

"Erhebliche Mängel" beim Datenschutz

Das Sozialnetzwerk hält sich selbst zugute, über Änderungen beim Datenschutz – wie bereits im Dezember – offen mit seinen Nutzern zu diskutieren. Doch von der Stiftung Warentest musste sich Facebook vor rund zwei Wochen harsche Kritik gefallen lassen. Sie attestierte dem Unternehmen aus dem sonnigen Computer-Staat Kalifornien "erhebliche Mängel" beim Datenschutz. Wie My Space, Linked In und das Business- Netzwerk Xing hatte Facebook eine Sicherheitsprüfung verweigert. (APA/dpa)