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"Seit es ihn gibt, versucht jeder alles, um den Abstand zu verringern."
Standard: Sie erraten nie, worüber ich mit Ihnen reden will.
Brier: Wohl eher nicht übers Turnier auf Madeira, das diese Woche stattfindet. Ich weiß eh - er, Tiger Woods, fängt wieder an.
Standard: Was trauen Sie Woods in Augusta zu?
Brier: Sollte er ganz vorn landen, würde mich das überraschen. Ich tippe ihn um Rang zehn. Den Trubel kriegt er schon mit, ganz abschotten kann er sich nicht. Auch von den Kollegen werden ihn einige komisch anschauen. Aber das Golfspielen hat er sicher nicht verlernt, trainiert hat er garantiert hervorragend. Im Vorjahr hat er nach langer Verletzungspause auch auf Anhieb gut gespielt.
Standard: Wie wichtig ist sein Comeback für den Sport?
Brier: Unglaublich wichtig vor allem für Amerika. Ohne ihn kommen weniger Zuseher, sind die TV-Quoten halb so hoch, sinken die Werbeeinnahmen. Woods macht sich generell rar, spielt 20 bis 25 Turniere im Jahr. Offiziell gibt's ja keine Startgelder, aber inoffiziell munkelt man, dass er da und dort zwei Millionen Euro nur fürs Antreten kassiert. Freilich hört man auch, dass sich davon noch jeder Cent gerechnet hat.
Standard: Verstehen Sie, dass Woods Sponsoren verloren hat?
Brier: Wirtschaftlich gesehen gibt es dafür keinen Grund. Schließlich ist Woods' Popularität durch den Skandal noch gestiegen. Vielleicht spielt die amerikanische Prüderie mit. Und einige Firmen sahen in der Krise wohl einen willkommenen Anlass zu sparen. Aber Woods hat sicher kein Problem, neue Sponsoren zu finden.
Standard: Rein sportlich gesehen: Was zeichnet Woods aus?
Brier: Er hat keine Schwäche. Er ist mental sehr stark, spielt seine besten Schläge, wenn es eng wird. Er trainiert viel, kann sich quälen, hat für sich den perfekten Golfschwung gefunden. Und er zählt leider Gottes in jedem Teilbereich zu den Allerbesten.
Standard: Wieso "leider Gottes"? Ist es so, dass die Gegner leiden, wenn einer derart dominiert?
Brier: Seit es ihn gibt, versucht jeder alles, um den Abstand zu verringern. Aber es gelingt kaum. Vor zehn Jahren hätte ich es nie für möglich gehalten, dass einer eine solche Vormachtstellung hat.
Standard: Sie haben mit Woods bei den British Open 2007 in einem Flight gespielt. Haben Sie sich mit ihm unterhalten?
Brier: Ja, übers Skifahren. Dass ich als Österreicher dazu einen Konnex haben muss, war ihm klar. Und über Kinder. Mittlerweile hat ja auch er zwei, und er hat eine wunderbare Frau. Deshalb hab ich diese Geschichten zunächst gar nicht glauben können. (DER STANDARD Printausgabe; 7. April 2010)