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Premierminister Putin mit seinem polnischen Amtskollegen Tusk

Foto: epa/Radek Pietruszka

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1940 ermordeten Einheiten des sowjetischen NKWD in einem Waldstück bei Katyn tausende polnische Offiziere. Insgesamt starben bei der Aktion an verschiedenen Orten der Sowjetunion über 22.000 polnische Staatsangehörige. 

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Katyn/Warschau - "Wir verneigen uns vor jenen, die hier an diesem Ort mannhaft den Tod empfingen", begann Russlands Premier Wladimir Putin am Mittwoch seine Rede im westrussischen Katyn. Zum ersten Mal gedachten Russen und Polen gemeinsam des sowjetischen Massakers, bei dem 1940 mehr als 20.000 polnische Kriegsgefangene ermordet wurden. "In dieser Erde liegen Staatsbürger Russlands, die in den 30er-Jahren ums Leben kamen, in der Zeit der Säuberungen" , fuhr er fort. "Hier liegen Staatsbürger Polens, Soldaten, die auf Befehl Stalins getötet wurden, und hier liegen jene, die von den Nazis im Zweiten Weltkrieg ermordet wurden."

In Polen saßen Millionen vor den Fernsehern und verfolgten die Direktübertragung aus Russland. Würde Putin das Massaker von Katyn beim Namen nennen? Würde er als ehemaliger Geheimdienstoffizier die Tat des stalinistischen NKWD verdammen? Tatsächlich distanzierte sich Putin eindeutig von den "Verbrechen des Totalitarismus" . Gemeinsam mit den Polen wolle man die Wahrheit aufdecken und die historische Gerechtigkeit wiederherstellen. Ein polnischer TV-Kommentator stellte trocken fest: "Das Wort ‚Entschuldigung‘ fiel nicht."

Polens Premier Donald Tusk antwortete Putin in freier Rede: "Nicht die pure Statistik ist für uns wichtig. Die Täter wollten die Erinnerung an die Ermordeten auslöschen, die Namen stehen für sie." Die Wahrheit über Katyn sei zum Gründungsmythos des unabhängigen Polen geworden. Katyn sei der richtige Ort, sich auf den Weg der Versöhnung zu begeben. Gemeinsam legten Tusk und Putin Kränze am Mahnmal in Katyn nieder. Dann reichten sie einander die Hand. (Gabriele Lesser, DER STANDARD, Printausgabe 8.4.2010)