Paris - Aus den Gerüchten über die Ehekrise des französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy wird langsam eine Staatsaffäre.
Sogar der französische Geheimdienst war mit Ermittlungen zur Herkunft der Gerüchte um die Ehe von Präsident Nicolas Sarkozy beauftragt. "Wir sollten die Herkunft der Informationen klären", sagte Bernard Squarcini, Chef vom Inlandsgeheimdienst DCRI. Polizeichef Frederic Pechenard gab Anfang März persönlich den Auftrag dazu.
Gerüchte in Blog aufgetaucht
Die Gerüchte über angebliche außereheliche Affären Sarkozys und auch seiner Frau Carla waren Anfang März über einen anonymen Blog-Eintrag auf der Website der Wochenzeitung "Le Journal du Dimanche" verbreitet worden, erklärte DCRI-Chef Bernard Squarcini am Mittwoch. Die von einem 23-jährigen Blogger über die Internetseite des "Journal du Dimanche" lancierten Gerüchte waren dann von britischen Medien als Information der Zeitung aufgegriffen worden und hatten daraufhin ein internationales Echo gefunden. Der Herausgeber des "Journal du Dimanche" erstattete daraufhin Anzeige. Damit sei die Zuständigkeit Ende März an die Justiz übergegangen. "Wir haben uns nur bis zur Einleitung der juristischen Ermittlungen damit befasst", sagte Squarcini. In Frankreich wurden die Gerüchte in den meisten Medien nicht aufgegriffen.
Carla Bruni: "Bedeutungslosen Gerüchte"
Präsidentengattin Carla Bruni-Sarkozy äußerte sich am Mittwoch erstmals öffentlich. Sie sprach von "bedeutungslosen Gerüchten, die nichts zählen". Sie habe mit ihrem Mann beschlossen, den Gerüchten "keine Bedeutung" beizumessen. Zugleich versicherte Bruni-Sarkozy, es sei "unvorstellbar", dass es in dieser Sache eine "polizeiliche Untersuchung" gebe.
Organisiertes Komplott gegen Sarkozy
Sarkozys Kommunikationsberater Pierre Charon hatte vor einigen Tagen angedeutet, dass hinter den Gerüchten auch "ein organisiertes Komplott" stecken könne. Der Anwalt des Präsidenten, Thierry Herzog, sagte am Dienstag, es sei sicherlich kein Zufall, dass Sarkozy und seiner Frau ein "ausschweifendes Privatleben" angedichtet worden sei. Ein Minister hatte zuvor den Verdacht geäußert, die Gerüchte könnten gestreut worden sein, um Sarkozy vor Frankreichs G-20-Präsidentschaft im kommenden Jahr "zu destabilisieren".
Justizministerin Dati unter Verdacht
Auch die ehemalige Justizministerin Rachida Dati wurde als Urheberin der Gerüchte gehandelt. Dati wehrte sich gegen die Anschuldigungen. Es sei "äußerst skandalös", dass sie für die Gerüchte über Sarkozys Privatleben verantwortlich gemacht werde, sagte Dati im Radiosender RTL. Sie habe "vor nichts Angst", die Beschuldigungen gegen sie müssten aber aufhören. Sarkozy hatte Dati vor drei Jahren als erste Ministerin aus einer Einwandererfamilie in seine Regierung geholt. Vergangenes Jahr drängte er die inzwischen in Ungnade gefallene Politikerin aus dem Amt. Sie ist heute einfache Europaabgeordnete.
Hausverbot für Dati
Der Generalsekretär des Präsidialamtes Claude Gueant habe einem Journalisten gesagt, dass Sarkozy die Europapolitikerin "derzeit nicht mehr sehen" wolle, berichtet die Nachrichtenagentur AFP. Ein Regierungssprecher widersprach zwar am Mittwoch Presseberichten, wonach die Politikerin abgehört werde. Sarkozy habe derartige Praktiken stets verurteilt. Der Präsident habe Dati aber zwischenzeitlich mit einer Art Hausverbot belegt, erklärte der Generalsekretär des Präsidialamtes, Claude Gueant.
Carla Bruni: Rachida Dati ist und bleibt unsere Freundin
Carla Bruni erklärte dazu. An all den Gerüchten sei nicht dran. Auch von den Aussagen des Präsidentenberaters Pierre Charon distanziert sich die Präsidentengattin. "Rachida Dati ist und bleibt unsere Freundin", erklärte die Präsidentengattin.(APA)