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Ein historischer Moment im Spanischen Saal der Prager Burg: Barack Obama und Dmitri Medwedew übergeben einander die unterschriebenen Exemplare des neuen Abrüstungsvertrages.

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Die beiden Präsidenten der USA und Russlands beim Unterschreiben.

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Lange Verhandlungen fanden Donnerstag endlich ihren Abschluss: Barack Obama und Dmitri Medwedew unterzeichneten den Nachfolgevertrag für das Start-Abkommen zur Reduktion strategischer Atomwaffen.

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Ein neues Kapitel in den Beziehungen der beiden einstigen Supermächte? Oder aber ein erster Schritt auf dem langen Weg zu einer Welt ohne Atomwaffen, so wie sie US-Präsident Barack Obama fast auf den Tag genau vor einem Jahr in der tschechischen Hauptstadt skizzierte? Prag wurde jedenfalls nicht zufällig als Ort für die Unterschrift des neuen Start-Abkommens über die Reduzierung der strategischen Atomwaffen zwischen den USA und Russland gewählt.

Die Unterzeichnungszeremonie im Spanischen Saal der Prager Burg sollte ursprünglich um genau 12 Uhr stattfinden. Doch das vorangegangene Gespräch zwischen Russlands Präsident Dmitri Medwedew und US-Präsident Barack Obama zog sich in die Länge. Beide Präsidenten betraten mit einer mehrminütigen Verspätung den prunkvollen Saal, in dem zum Beispiel die Wahlen des tschechischen Präsidenten stattfinden. Der Linkshänder Obama nahm rechts vom Rechtshänder Medwedew Platz und war während der Unterzeichnung der Urkunden sichtlich bemüht, seine Unterschrift korrekt zu setzen. Kurz nach halb eins war es jedoch so weit: Die sichtlich gut gelaunten Staatschefs schüttelten die Hände und tauschten die paraphierten Urkunden aus.

Gleich danach hielten die Staatschefs ihre Eingangsstatements. Medwedjew erklärte gleich am Beginn, dass das unterschriebene Abkommen keine Sieger und keine Verlierer kenne, sondern allen einen Gewinn bringe. Er betonte allerdings, dass sich Russland das Recht vorbehalte, vom neuen Start-Abkommen abzurücken, sollte die amerikanische Anti-Raketen-Abwehr das Gleichgewicht bei der strategischen Ausrüstung verletzen. Daraufhin sagte Obama, dass das Anti-Raketen-Schild nicht die strategische Kräfteverteilung zwischen Russland und den USA verändern wolle.

Synchron ratifizieren

Bei der darauffolgenden Pressekonferenz durften jeweils Vertreter zweier amerikanischer und russischer Medien Fragen stellen. Zu den wichtigsten Themen gehörten mögliche Sanktionen gegenüber dem Iran. Sowohl Obama als auch Medwedew sprachen sich dabei für sogenannte "intelligente Sanktionen" aus, die den Iran dazu bewegen sollen, das internationale Recht einzuhalten (siehe Artikel rechts). Beide Politiker erklärten ebenfalls, die wirtschaftliche Zusammenarbeit ihrer Länder künftig vertiefen zu wollen. Medwedew beklagte unter anderem, dass das gegenseitige Investitionsvolumen weit hinter den Möglichkeiten liege. Beide Präsidenten unterstrichen ebenfalls die Notwendigkeit, auch bei der Ratifizierung des neuen Start-Abkommens synchron vorzugehen, damit der Vertrag bis Jahresende unter Dach und Fach ist.

Einige Stunden nach der Unterzeichnung des Abkommens flog Russlands Staatschef bereits von Prag ab. Auf dem Terminkalender des amerikanischen Präsidenten, der bis zum Freitag bleiben wird, standen hingegen noch zahlreiche politische Termine. Einer der wichtigsten dabei war am Abend ein Treffen des Präsidenten mit den Staats- und Regierungschefs von elf mittel- und osteuropä-ischen Staaten. In diesem Zusammenhang hieß es im Vorfeld, Washington wolle damit signalisieren, dass trotz der vereinbarten Reduzierung und Verschrottung der strategischen Atomwaffen sich Amerika von den neuen Demokratien in Mittel- und Osteuropa nicht abwendet. (Robert Schuster aus Prag/DER STANDARD, Printausgabe, 9.4.2010)