Das erhoffte Wunder ist ausgeblieben: Die Eurostaaten unter Führung von Angela Merkel und Nicolas Sarkozy haben geglaubt, sie könnten sich durch einen völlig unpraktikablen Rettungsplan echte Finanzhilfen für das von den Märkten gebeutelte Griechenland ersparen und dennoch die Märkte davon überzeugen, dass von nun an griechische Staatspapiere kein Risiko mehr darstellen.

Diese Hoffnung ist in den vergangenen Tagen zerplatzt, als die Renditen auf griechische Staatsanleihen auf einen neuen Rekordwert von 7,4 Prozent gestiegen sind, weitaus höher als die Schulden vieler Schwellenländer. Die Märkte glauben weder den Griechen, dass sie ihre Staatsfinanzen in den Griff bekommen werden, noch den anderen Eurostaaten, dass sie Griechenland auffangen werden.

Der drastische Preisverfall für Hellas-Papiere ist besonders für jene gutgläubigen Anleger ärgerlich, die Ende März fünf Milliarden Euro in diese Wertpapiere investiert haben und innerhalb von einer Woche rund acht Prozent verloren haben. Die nächste Tranche von 10 Milliarden Euro, die Griechenland im Mai benötigt, um die Schulden zu refinanzieren, wird sich viel schwieriger an den Mann bringen lassen.

Schlimmer noch: Die Skepsis der Investoren macht der Regierung Papandreou die Budgetsanierung viel schwerer, weil sie nun Monat für Monat viel mehr ihrer spärlichen Steuereinnahmen für Zinszahlungen verwenden muss. Der erhoffte Tugendkreis – europäische und griechische Versprechen beruhigen die Märkte und führen zu niedrigeren Zinsen, was den Griechen Geld erspart und das Vertrauen der Märkte weiter stärkt – wurde durch einen Teufelskreis mit vergleichbarer Dynamik verdrängt.

Einen schmerzlosen Ausweg aus diesem Dilemma gibt es nicht. Die Eurostaaten werden keinen Blankoscheck für die Griechenland-Rettung ausstellen. Sie sollen es auch nicht tun, weil dies dem Euro mehr schaden würde als selbst ein griechischer Staatsbankrott.

Und eine zinsgünstige Stützung durch den Internationalen Währungsfonds, so wie es zahlreiche andere Staaten erhalten haben, wäre mit harten Sparauflagen verknüpft, die Griechenlands Wirtschaft weiter in die Rezession treiben würde.

Aber dennoch ist der letztere der einzig sinnvolle Weg. Griechenland muss sparen, um seine Schulden bedienen zu können, und Griechenland braucht außerdem frisches Geld. Ein klassisches IWF-Paket würde beides mit sich bringen (wobei die Auflagen des IWF gar nicht so hart bzw. nicht so konsequent verfolgt werden, wie es betroffene Regierungen gerne darstellen).

Dass daraus eine tiefe Rezession resultiert, die vorübergehend die griechischen Staatsfinanzen noch weiter durchbeuteln wird, ist höchstwahrscheinlich unvermeidbar. Alle scharfzüngigen Kritiker des IWF, von Joseph Stiglitz bis Jeffrey Sachs, haben bei all ihren berechtigten Argumenten noch nie einen alternativen Weg aufweisen können, mit dem hochverschuldete Staaten ohne eine kurzfristige Rezession ihre Finanzen sanieren konnten.

Wenn es dieses Wunderrezept irgendwo gibt, so hat es noch niemand entdeckt. Der Hokuspokus, mit dem die Eurostaaten Griechenland zuletzt kostenfrei helfen wollten, ist es jedenfalls nicht.

Den Vorteil des traditionellen Sanierungswegs des IWF können Länder wie Brasilien oder Südkorea bezeugen: Wird der Sparkurs konsequent durchgezogen, dann setzt eine wirtschaftliche Erholung ein, die das Land wirtschaftlich sogar stärker machen kann als es vor der Krise war.

Notwendig dafür ist die politische Bereitschaft im Lande, diese Schmerzen zu ertragen. Diese Aufgabe kann dem griechischen Premier Georgios Papandreou niemand abnehmen.