Die Situation der Roma und Sinti in den Bereichen Bildung, Arbeits- und Wohnsituation und soziale Versorgung ist alarmierend", mahnt Nationalratspräsidentin Barbara Prammer. Namhafte Vertreter aus Politik, Forschung und Netzwerken der Roma diskutierten am Donnerstag im Palais Epstein die Zukunft der Roma in Europa.

Missstände

Die Erhebung der Europäischen Union zu Minderheiten und Diskriminierung (EU-MIDIS) der Forschungsabteilung der EU- Grundrechtsagentur bringt die Tragweite der Missstände ans Licht. Insgesamt wurden in 27 Mitgliedsstaaten 23.500 Personen mit Migrationshintergrund befragt. Von allen ethnischen Volksgruppen sind die Diskriminierungen gegen die Roma am schwerwiegendsten. Für zukünftige Forschungs- und Entwicklungsprojekte sei eine kontinuierliche Datenerhebung der Roma-Lebenssituation entscheidend, sind sich die ExpertInnen einig. Die Studie bestätigt, dass nur aufgrund umfassenden Datenmaterials die notwendigen Schritte gesetzt werden können.

In Österreich sei die Lage aufgrund zahlreicher Bildungsinitiativen, Gesetzesformulierungen, Vernetzungsprojekte sowie finanzieller Programme, die in den vergangenen 20 Jahren durchgesetzt wurden, zwar "nicht so schlecht", meint Rudolf Sarközi, Obmann des Kulturvereins Österreichischer Roma. Starken Handlungsbedarf sieht er aber auf europäischer Ebene, wo insbesondere seit der Jahrtausendwende Gewalt und Hassverbrechen gegen die Roma als größte europäische Minderheit zugenommen haben. Gefordert wird die formale Anerkennung der Roma und Sinti als Volksgruppen - auch auf internationaler Ebene.

Nur gemeinsam

Ein Fortschritt könne nur gemeinsam mit den Roma selbst geschehen, ist Nicole Sevik, Geschäftsführerin des Vereins Ketani überzeugt. Seitens der EU-Vorsitzländer müsse mehr Initiative gezeigt werden und ein Aktionsplan auf nationaler und internationaler, aber auch regionaler und lokaler Ebene durchgeführt werden.

Weltweit wird am 8. April der Internationale Tag der Roma und Sinti gefeiert. Erinnert wird dabei an den ersten internationalen Kongress der Roma-Nation in London im Jahr 1971, bei dem die Romani Union gegründet wurde. (Eva Zelechowski, daStandard, 8.4.2010)