Während des Studiums ein Praktikum zu absolvieren ist für die meisten FH-Studierenden Teil der Ausbildung. Einen Praktikumsplatz zu finden und dafür auch entlohnt zu werden, sei für FH-Studierende auch wegen langjähriger Kooperationen mit Unternehmen eigentlich nicht schwierig, so Regine Bolter, Vizerektorin für Studienangelegenheiten der FH Vorarlberg. "Die Firmen haben schon Erfahrungen mit FH-Studierenden und wissen genau, was diese können" , so Bolter, die gleichzeitig einräumt, dass im Vergleich mit technischen und wirtschaftlichen Praktikumsplätzen der Sozialbereich bei der Bezahlung sparsamer sei.
"An der FH Vorarlberg hat noch kein Studierender ein Semester verloren, weil kein Praktikumsplatz gefunden werden konnte" , erklärt sie. Dennoch haben sich im letzten Jahr die Firmen später als gewohnt für die Aufnahme eines oder mehrerer Praktikanten entschieden, und die Studenten mussten mehr Bewerbungen schreiben als in den Jahren zuvor, so die Vizerektorin.
Auch Karin Schönhofer, Referentin für FH-Angelegenheiten in der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH) hat eine ähnliche Einschätzung. "Die Bezahlung des Praktikums hängt stark von der Studienrichtung ab" , sagt sie und kritisiert, dass gerade im Gesundheitsbereich die praktische Tätigkeit eigentlich nie bezahlt sei. "Dabei machen gerade bei diesen Studienrichtungen die Praxiszeiten bis zu 50 Prozent des Studienplans aus" , so Schönhofer.
Beruf und Praktikum
Herausfordernd sei die Praktikumsphase auch bei den berufsbegleitenden Studiengängen, denn viele, die berufsbegleitend studieren, würden aus anderen Fachrichtungen kommen und könnten sich ihre Berufserfahrung nicht als Praktikum anrechnen lassen, so Schönhofer. Prinzipiell wünscht sie sich bessere Regeln, wie Pflichtpraktika auszusehen haben. Zwar seien einige Fachhochschulen sehr bemüht, dass die Studierenden während des Praktikums auch qualifizierte Berufserfahrungen sammeln können. "Doch wenn ein Unternehmen einen zehnseitigen Fragebogen ausfüllen soll, bevor es eine Praktikumsstelle vergibt, kann das auch abschreckend sein" , so Schönhofer.
Über positive Rückmeldungen sowohl von den Studierenden als auch den Unternehmen freut man sich an der FH Kärnten. "Unternehmen, die schon Erfahrungen mit Studenten der FH haben, nehmen im nächsten Jahr gerne wieder welche auf" , so Marika Gruber, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Studienbereich Wirtschaft. Besonderer Wert wird auf eine optimale Betreuung gelegt. Eine Hauptansprechperson an der Fachhochschule und eine im Unternehmen sowie ein Tag zum Erfahrungsaustausch an der FH sollen die Qualität des Praktikums sicherstellen.
Auch wenn ein Studierender sein Berufspraktikum im Ausland absolvieren möchte, wird er von der FH unterstützt. Zum einen wird dabei auf das internationale Netzwerk der Fachhochschule zurückgegriffen, um internationale Praktikumsplätze anzubieten, zum anderen werden die Studierenden über mögliche finanzielle Unterstützungen beraten, ergänzt Aleksandra Jama, Leiterin des Internationalen Büros der FH. Auch das International Relation Office (IRO) an der Fachhochschule Kufstein unterstützt Studierende bei der Suche von Praktikumsplätzen im Ausland.
International vernetzt
Dabei könne auf ein Pool von 350 internationalen Partnerunternehmen und Organisationen zurückgegriffen werden, erklärt Noureddine Rafili, die Leiterin des IRO. Auf der Praktikumsbörse auf der Homepage der FH findet sich ein Großangebot an internationalen Praktikumsstellen. Auch an der FH Vorarlberg findet jeder, der sein Praktikum im Ausland absolvieren möchte, einen passenden Platz. "Die Bewerbungsphase muss bei exotischen Ländern früher begonnen werden" , so Bolter. Doch auch das naheliegende Ausland hat seinen Reiz, und wenn es nur die bessere Bezahlung in der Schweiz oder in Liechtenstein ist. (Gudrun Ostermann, DER STANDARD, Printausgabe, 10./11.4.2009)