Bild nicht mehr verfügbar.
James Dyson mit seinem Vakuum-Staubsauger
Hamburg - Das Produkt ist bekannter als sein Schöpfer. Mit dem Namen Dyson verbinden die meisten Menschen einen handlichen Staubsauger in knalligen Farben und modernem Design. Das Besondere dabei: Das Gerät funktioniert ohne Beutel. Die Erfindung einer der erfolgreichsten Haushaltshilfen der vergangenen 20 Jahre hat James Dyson zu einem der 1.000 reichsten Männer der Welt gemacht, nach Zählung des US-Magazin "Forbes" jedenfalls. Die Queen hat den Briten für seine außergewöhnliche Leistung sogar zum Ritter geschlagen.
Das viele Geld ist Dyson allerdings nicht anzusehen. Im lässigen Sakko, das Hemd weit aufgeknöpft, sitzt er auf der Couch in einem Hamburger Museum. Er ist nach Deutschland gekommen, um seine neueste Kreationen vorzustellen: den Ventilator ohne Rotorblätter. Mit einem wie angewachsenen Grinsen beantwortet der 62-Jährige jede Frage gut gelaunt. Der schlanke, hochgewachsene Mann beugt sich zu seinen Gesprächspartnern vor. Die dichten weißen Haare liegen kurz geschnitten und etwas wirr über der Stirn.
Dyson: Mangel an Patenten
Fragt man den höflichen Briten, was geschehen muss in Deutschland, England, Europa, der Urzelle für unzählige Erfindungen, bevor der Pioniergeist hier endgültig ausstirbt, dann rutscht er von rechts nach links auf dem Sofa herum, wird unruhig. Was sagt einer der erfolgreichsten Vertreter dieser exotischen Berufsgruppe zum Verschwinden seiner Art? "Ja, es stimmt. Es werden einfach viel zu wenige Patente angemeldet in diesen Ländern im Vergleich zu früher", resümiert Dyson.
Erfinder aber seien im Grunde gleichzusetzen mit Ingenieuren, von denen eindeutig zu wenige in Europa ausgebildet würden. "Deutschland produziert 48.000 Ingenieure jährlich, Großbritannien 22.000. In China aber sind es jedes Jahr eine halbe Million, in Indien sogar wohl eine Million."
Künstlerischer Geist und technische Innovation
Sein Weg zum wohl erfolgreichsten Entwickler unserer Zeit beginnt 1966 auch mit einer Ausbildung im kreativen Sektor an der Royal College of Art in London. Dort studiert Dyson Möbeldesign und Innenarchitektur. In den Jahren darauf versucht er, den künstlerischen Geist mit technischen Innovationen zu verbinden, etwa bei "Ballbarrow", einer Scheibtruhe mit einem Ball statt eines Rads, was das Schieben vereinfachen soll.
Irgendwann beginnt er sich darüber zu ärgern, dass die Saugkraft seines Staubsauger nachlässt, je voller der Beutel wird. Dyson macht sich ans Werk: Fünf Jahre lang tüftelt er an mehr als 5.000 Prototypen, an rotierenden Zylindern aus Acryl, Messing, Aluminium. "Sie sahen aus wie Prothesen für den Blechdosenmann aus 'Der Zauberer von Oz'", schreibt Dyson in seiner Biografie. Schließlich entsteht ein solcher Zylinder mit Filter, in den Flusen und Staub eingesogen werden und in einem durchsichtigem Behälter landen, ganz ohne Beutel.
Da die Branchenriesen nicht bereit sind, seine Erfindung zu bauen, beginnt er selbst damit. Zu Beginn der 90er Jahre entwickelt sich seine "Dual Cyclone Technology" zum Verkaufsschlager trotz vergleichsweise hoher Preise. Seit 1992 setzt er mehr als 28 Millionen Exemplare weltweit ab. In Großbritannien, den USA, Australien, Neuseeland und Kanada ist Dyson nach eigenen Angaben Marktführer.
Neueste Erfindung
In Hamburg hat der Erfinder kürzlich einen neuartigen Ventilator ohne Rotorblätter vorgestellt. Vorteil der Konstruktion sei, dass "sich etwa keine Haare, Kleidung oder Schmuck in Gittern oder im Rotor verfangen könnten", sagt Dyson. Das ringförmige Gerät erzeugt wie ein Ventilator einen Windstrom. Die Luft dringt dabei aus einem Schlitz auf der Innenseite der Konstruktion und saugt mit dem entstehenden Unterdruck auch die Umgebungsluft an. Auch dieses Mal will Dyson offenbar mit Luft Millionen verdienen. (APA)