Katherine von Jan

Foto: privat

STANDARD: Sie haben "101 wacky ideas for reinventing college in America" verfasst. Warum?

Von Jan: Wenn wir mehr Studenten bei gleichen Kosten effektiver ausbilden können, nur indem wir die Regeln des Ausbildungssystems neu interpretieren, sollten wir das nicht tun?

STANDARD: Worauf stützen Sie sich?

Von Jan: Auf Studien, die Lebens- und Lernumstände Studierender und die Ursachen für Studienabbrüche untersuchen. Und auf die These, dass Colleges als geschützte Elite-Institutionen geschaffen wurden, die in der heutigen Kultur nicht mehr relevant sind.

STANDARD: ... weil ...?

Von Jan: ... in einer vernetzten Welt hohe Lernqualität nicht mehr auf prestigeträchtige Institutionen beschränkt ist, sondern überall hoch sein kann. Es gibt viele erfolgreiche Menschen ohne College-Abschluss - wie Bill Gates.

STANDARD: Nicht jeder ist Bill Gates.

Von Jan: Stimmt. Daher muss es in einem Land, in dem Colleges rund 250.000 US Dollar kosten, konkurrenzfähige Alternativen geben.

STANDARD: Und eine wäre ...?

Von Jan: Wir sollten uns fragen, wie das Lernen an Colleges wieder erstrebenswert werden und einen echten Mehrwert liefern kann. Studenten und nicht Institutionen müssen im Vordergrund stehen.

STANDARD: Ihre Vision?

Von Jan: Wir werden Abschlüsse nicht als Summe von Kursen darstellen, sondern als Portfolios von Expertise, Erfahrung und Wert für die Gesellschaft. Dieses System befähigt Studenten nicht nur dazu, "ein Einkommen zu haben" , sondern effektiv Zukunft zu gestalten. (Heidi Aichinger, DER STANDARD, Printausgabe, 10./11.4.2010)