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Der verunglückte Präsident Lech Kaczynski wurde bereits nach Warschau zurückgeflogen.

Foto: APA/EPA/Pietruszka

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Die Bürger Warschaus verwandelten den Platz vor dem Präsidentenpalast in der Nacht auf Sonntag in ein Meer aus Kerzen und Blumen.

Foto: AP/Czarek Sokolowski

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Ein junger Mann schwenkt die polnische Fahne in Warschau.In der Nacht auf Sonntag gingen Tausende versammelten sich Tausende Menschen in stiller Trauer um die Opfer des Flugzeugabsturz in Smolensk.

Foto: AP/Czarek Sokolowski

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Wladimir Putin (re.) und Donald Tusk bei der Kranzniederlegung an der Absturzstelle.

Foto: AP/RIA-Novosti, Alexei Nikolsky

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Die Tupolew 154 stürzte in einem Waldstück in der Nähe des Flughafens von Smolensk ab.

Foto: REUTERS

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In der polnischen Botschaft in Washington unterzeichnet ein Mann ein Kondolenzbuch.

Foto: AP/Owen

Warschau - Mit militärischen Ehren ist am Sonntag der Sarg des polnischen Präsidenten Lech Kaczynski auf dem Militärflughafen in Warschau empfangen worden. Die Tochter des Präsidenten, Marta, und sein Zwillingsbruder Jaroslaw knieten minutenlang schweigend vor dem Sarg. An der Zeremonie nahmen auch Parlamentspräsident Bronislaw Komorowski, der nun kommissarisch das Präsidentenamt übernommen hat, und Regierungschef Donald Tusk teil.

Das Flugzeug mit dem Leichnam Kaczynskis war am Nachmittag vom Flughafen in der westrussischen Stadt Smolensk gestartet. In der Nähe des Flughafens war am Samstag die Maschine Kaczynskis mit mehr als 90 weiteren Menschen an Bord abgestürzt.

Schweigeminuten

In Polen ist Sonntagmittag mit zwei Schweigeminuten der Opfer des Flugzeugabsturzes gedacht worden. Unmittelbar zuvor läuteten im ganzen Land Kirchenglocken. Als die Alarmsirenen um 12.00 Uhr aufheulten, blieben Menschen auf der Straße stehen, Autos stoppten. Vor dem Präsidentenpalast in Warschau verharrten Hunderte Menschen in stiller Andacht. Zuvor waren die Menschen landesweit in die Gottesdienste geströmt, um der Opfer des Absturzes vom Samstag zu gedenken.

Ministerpräsident Donald Tusk zündete vor dem Parlament in Warschau eine Grabkerze für die Toten an und kniete nieder. Vom Turm der Marienkirche in Krakau ertönte das Stück "Tränen der Mutter". Die Regierung in Warschau ordnete eine einwöchige Staatstrauer an. "Die moderne Welt hat noch nie eine solche Tragödie erlebt", erklärte Tusk am Samstag.

In ihrer Trauer um die Opfer der Flugzeugkatastrophe, bei der Kaczynski und andere hochrangige Vertreter des Staates starben, haben sich am Samstagabend in ganz Polen die Menschen zum stillen Gedenken versammelt. In Warschau kamen vor dem Präsidentenpalast Zehntausende Menschen zusammen, landesweit wurden Gottesdienste abgehalten. Die Präsidentenmaschine mit einem Großteil der polnischen Führungselite war am Morgen in Westrussland abgestürzt.

In der polnischen Hauptstadt waren die Straßen um den Präsidentenpalast und der nahe gelegene große Pilsudski-Platz schwarz vor Menschen, die Kerzen entzündeten und Blumen niederlegten. Viele stimmten die Nationalhymne an, Kinder legten selbstgemalte Bilder nieder. "Er war unser Präsident, unabhängig von unseren Meinungen", sagte Malgorzata Blasik, eine Frau in den 30ern, die nach eigenen Angaben keine Anhängerin der Politik des Rechtskonservativen Lech Kaczynski war.

Gottesdienst auf Leinwänden übertragen

"Wir beten für unser Vaterland", sagte der Kardinal Stanislaw Dziwisz bei einer Messe in der Kathedrale auf dem Wawel, der ehemaligen Residenz der polnischen Könige in Krakau (Krakow). Er sprach den Angehörigen der Präsidentenfamilie sein Mitgefühl aus. In Warschau strömten Tausende zur Militärkirche, um dort der Messe beizuwohnen. Da die Kirche nicht alle Besucher fassen konnte, wurde der Gottesdienst auf Leinwänden übertragen.

Regierungschef Donald Tusk, der Zwillingsbruder des verunglückten Präsidenten, Ex-Regierungschef Jaroslaw Kaczynski, und der russische Ministerpräsident Wladimir Putin legten am Unglücksort im westrussischen Smolensk einen Kranz nieder. Tusk beriet sich mit Putin, der die Leitung einer Untersuchungskommission zu dem Unglück übernahm. Jaroslaw Kaczynski betete an der Absturzstelle und identifizierte den Leichnam seines Zwillingsbruders sowie seiner Schwägerin Maria Kaczynska, der Frau des Präsidenten, wie die russische Nachrichtenagentur RIA Nowosti berichtete. Am Domodedowo-Flughafen in Moskau landeten zwei Hubschrauber mit den am Unglücksort geborgenen Todesopfern, die in der russischen Hauptstadt identifiziert werden sollten.

Putin: "Das ist auch unsere Tragödie"

Russland teile die Trauer der Polen, sagte Putin. "Dies ist auch unsere Tragödie, und wir trauern und leiden mit Euch", sagte der russische Regierungschef im Fernsehen. Er setzte sich für eine rasche Klärung der Unglücksumstände ein: Die von ihm geführte Untersuchungskommission werde "alles tun, um den Angehörigen der Opfer zu helfen". Die Europäische Union will der Katastrophe am Montag mit zwei Schweigeminuten gedenken und in Brüssel alle Fahnen auf halbmast setzen. International wurde kondoliert.

Vonseiten der russischen Behörden wurde ein Fehler des Piloten der polnischen Präsidentenmaschine für die Katastrophe verantwortlich gemacht. Der stellvertretende Generalstabschef der russischen Luftwaffe, Alexander Aljoschin, sagte im Fernsehen, die Piloten der Maschine hätten die Anweisungen der Fluglotsen missachtet. Ein Lotse soll dem Piloten laut Medienberichten kurz vor dem Anflug geraten haben, wegen dichten Nebels nach Minsk in Weißrussland auszuweichen. Laut Agentur Interfax stürzte die Maschine beim vierten Landeversuch ab. Mehr als 40 russische Experten waren am Unglücksort zur Spurensuche im Einsatz. Die beiden Flugschreiber wurden bereits gefunden.

Beim Absturz der polnischen Präsidentenmaschine, einer Tupolew-154, waren am Samstagvormittag nahe Smolensk im Westen Russlands Kaczynski und alle anderen 96 Insassen ums Leben gekommen. An Bord befanden sich u.a. auch noch der polnische Generalstabschef Franciszek Gagor, Nationalbankchef Slawomir Skrzypek, Vize-Außenminister Andrzej Kremer sowie zahlreiche Parlamentarier und nahezu die gesamte Führung der polnischen Armee. Die Delegation wollte an einer Gedenkfeier in Katyn teilnehmen, wo sowjetische Einheiten zu Beginn des Zweiten Weltkriegs etwa 22.000 Polen ermordet und verscharrt hatten.

Die Polen sollen nun schon bald einen neuen Präsidenten wählen. Parlamentspräsident Bronislaw Komorowski, der nach dem Tod Kaczynskis dessen Amtsgeschäfte übernahm, kündigte am Samstagabend in einer Fernsehansprache an, er werde innerhalb von 14 Tagen nach dem Tod des Präsidenten gemäß der Verfassung die Neuwahl ausrufen. Die Wahl muss dann binnen 60 Tagen stattfinden. Ursprünglich sollten die Polen im Herbst ein neues Staatsoberhaupt wählen. Dabei wollte Komorowski von Tusks rechtsliberaler Bürgerplattform (PO) gegen den Amtsinhaber antreten. (APA/AFP/apn)