Es ist Wahljahr in Wien, da entzünden sich Emotionen auch an Nebensätzen. Bürgermeister Michael Häupl kann sich vorstellen, in Wien türkische Schulen einzurichten - so wie es hierzulande seit vielen Jahren private französische oder englische Bildungseinrichtungen gibt. Er lieferte zu seiner Aussage keine organisatorischen oder pädagogischen Details, es gibt keinen Zeitplan, keinen Projektwerber und schon gar keinen möglichen Schulstandort, und abgesehen davon sind höhere Schulen ohnehin Bundessache.

Es war also bloß eine Willensbekundung - die zu reflexartiger oppositioneller Aufgeregtheit führte. Die eigentlichen Fragen gehen dabei unter: Warum gibt es für Migrantenkinder nicht mehr Fördermaßnahmen in ihrer Muttersprache, wo man doch längst weiß, dass das Deutschlernen für sie dadurch viel leichter wird? Wie kann man (auch die österreichischen) Kinder mit Sprachproblemen so in das Schulwesen einbinden, dass sie von ihren Alterskollegen nicht als Belastung empfunden werden? Wie können die Wiener Schulen ihre Aufgabe als zentraler Ort der Integration besser erfüllen?

Das sind die Probleme, mit denen sich die Wiener Bildungspolitiker auseinandersetzen müssen. Solange sie dafür keine Lösungen gefunden haben, ist die Debatte über private Schulen für finanziell gut gestellte Kinder, egal welcher Herkunft, bloß ein Luxusproblem. (Andrea Heigl, DER STANDARD, Printausgabe, 12.4.2010)