Salzburg - Die angeblichen Vorfälle in einem Pongauer Seniorenheim, wo es zu Diebstählen, einem sexuellen Übergriff und möglicherweise zu einem Fall von Sterbehilfe gekommen sein soll, bezeichnet der frühere Pongauer Nationalratsabgeordnete Harald Hofmann als "üblen Fall von Mobbing". Er sei überzeugt, dass von den Vorwürfen gegen die drei fristlos entlassenen Bediensteten nichts übrig bleibe, sagte er am Montag.

Die Beschuldigten - drei Frauen - hatten sich nach ihrer Kündigung hilfesuchend an den Ex-Politiker gewandt. Sie waren vor rund zwei Wochen vom Bürgermeister fristlos entlassen worden, nachdem andere Heim-Angestellte die drei Kolleginnen schwer belastet hatten. Der Bürgermeister sagte nach Gesprächen mit den Beschuldigten, dass der Vorwurf einer versuchten Sterbehilfe "komplett ungeprüft" sei, "es ist fraglich, ob da was dran ist". "Eher erhärtet" hätten sich hingegen die Aussagen, wonach es zu einem sexuellen Übergriff gekommen sei. Und auch der Vorwurf, betagte Menschen seien im Heim bestohlen worden, habe nicht entkräftet werden können.

Hofmann macht vor allem eines stutzig: "Der Bürgermeister hat den drei Frauen vorgeschlagen, selbst zu kündigen, dann wird er Stillschweigen bewahren, andernfalls aber die Staatsanwaltschaft einschalten", so der frühere Parlamentarier. Das gehe in den Bereich der Nötigung. Es handle sich um die drei dienstältesten Mitarbeiterinnen des Heimes, die Gemeinde hätte sich so sogar die Abfertigung erspart.

"Dünne Vorwürfe"

Nach Recherchen des Ex-Politikers sieht dieser die Vorwürfe als sehr dünn an. Zur versuchten Sterbehilfe: Eine der drei Frauen habe eine Heimbewohnerin in den Tod begleitet und ihr dabei das Kinn gehalten, damit der Mund der Toten nicht offen bleibe. Der angebliche sexuelle Missbrauch: Bei einer Feier habe sich eine der Mitarbeiterinnen an den Bettrand einer Bewohnerin gesetzt und eine Banane in die Luft gehalten. "Die Frau wurde weder berührt noch sonst was." Und auch die vermeintlichen Diebstähle würden sich allesamt klären lassen. Es gehe um Spenden für das Personal, die angeblich nicht richtig verwendet worden seien.

Eine der Mitarbeiterinnen habe am Tag ihrer Entlassung am Telefon Selbstmord angekündigt, schilderte Hofmann. Über seine Vermittlung habe nun die Gewerkschaft der Gemeindebediensteten Rechtsschutz für die drei Frauen übernommen.

Bürgermeister weist Behauptung zurück

Der Bürgermeister der betroffenen Pongauer Gemeinde hat die Behauptung des früheren Nationalratsabgeordneten Harald Hofmann zurückgewiesen. Er habe den drei Frauen für den Fall von Selbstkündigungen kein Stillschweigen zugesagt. "Strafrechtlich gibt es keine andere Möglichkeit als eine Anzeige, wenn solche Verdächtigungen vorliegen", sagte er. Er habe den Beschuldigten aber angeboten, bis 12.00 Uhr des darauffolgenden Tages selbst zu kündigen, weil dadurch "aus arbeitsrechtlicher Sicht ein andere Optik entstanden wäre als bei einer Entlassung".

Am Montag langte bei der Gemeinde ein Schreiben des Anwaltes der Arbeiterkammer (AK) ein: Darin heißt es sinngemäß, dass die Frauen keine Gründe gesetzt hätten, die eine fristlose Entlassung rechtfertigen würden. Daher sei nach Ansicht der AK das Dienstverhältnis weiter aufrecht. Sollte die Kündigung nicht zurückgenommen werden, wolle man beim Arbeits- und Sozialgericht Klage einbringen. "Ich habe ein solches Schreiben erwartet. Für mich ändert das aber gar nichts, ich musste so handeln", betonte der Ortschef. (APA)