In der Theorie klingen viele Punkte des neuen Glücksspielgesetzes positiv. Spieler müssen sich beim Besuch von Automatensalons ausweisen, die Mitarbeiter werden im Umgang mit Spielsüchtigen geschult, ein "Warnsystem mit abgestuften Spielerschutzmaßnahmen" wird eingerichtet. Entscheidend sind aber nicht die schönen Worte, sondern die Umsetzung in der Praxis.
Und hier darf Skepsis angemeldet werden. Schon bisher hätten die Behörden gegen unlautere oder illegale Praktiken vorgehen können. Tatsächlich ist das aber selten geschehen. Man konnte sich nicht des Eindrucks erwehren, dass oft bewusst weggeschaut wurde.
Die Frage des Spielerschutzes ist aber ohnehin nur die eine Seite der Glücksspielmedaille. In Wahrheit haben Glücksspielkonzerne und der Staat ähnliche Interessen: hohe Umsätze. Die Konzerne maximieren so ihren Profit, der Staat seine Steuereinnahmen. Anders kann man sich jedenfalls nicht erklären, dass zu den bereits vergebenen zwölf Kasinolizenzen drei weitere dazukommen sollen.
Auch für die drastische Anhebung der maximalen Einsätze (zehn Euro statt 50 Cent) beim kleinen Glücksspiel gibt es keine sachlichen Gründe. Das Argument von SPÖ und ÖVP, de facto (also illegalerweise) seien derart hohe Einsätze schon bisher möglich gewesen, zeigt nur eines: Mit dem neuen Gesetz wird ein illegaler Zustand legalisiert. Ein fatales Signal an gesetzestreue Bürger. (DER STANDARD, Printausgabe, 14.4.2010)