Wien - Ende April 2009 hat die Schweinegrippe erstmals die weltweite Aufmerksamkeit auf sich gezogen, nachdem erste Fälle aus Mexiko gemeldet und Schulen geschlossen worden waren. Danach ging es Schlag auf Schlag: Binnen weniger Tage erreichte die Krankheit Europa, rund ein halbes Jahr später gab es in Österreich den ersten Todesfall: eine Elfjährige aus Südtirol starb in Innsbruck im Krankenhaus. Folgend eine Chronologie der wichtigsten Ereignisse:

23. April: In Mexiko und den USA wird verstärkt von Humaninfektionen mit dem neuartigen Influenzavirus A(H1N1) berichtet.

24. April: Wegen einer Grippewelle ordnet die mexikanische Regierung die Schließung aller Schulen des Landes an. Von 20 Toten ist die Rede, später werden die Angaben auf einen geringeren Wert korrigiert. Fast 1.000 Menschen wurden bis dahin in Krankenhäuser gebracht.

25. April: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt vor einer Pandemie und erhöht die Alarmstufe auf drei von sechs möglichen Warnkategorien.

27. April: Die Schweinegrippe erreicht Europa. In Spanien und Großbritannien weisen Mediziner das mutierte Virus bei drei kürzlich zurückgekehrten Mexiko-Reisenden nach.

28. April: In Österreich wird der erste Fall bekannt. Eine 28-jährige Frau hat sich bei einem Besuch in Guatemala mit dem H1N1-Virus angesteckt. Am 2. Mai kann die Frau nach einer Behandlung mit antiviralen Medikamenten das Spital gesund verlassen.

29. April: Im US-Bundesstaat Texas stirbt ein 23 Monate altes Kind - es ist der erste Todesfall außerhalb Mexikos. Die WHO hebt das Pandemie-Risiko auf die zweithöchste Stufe fünf an.

11. Juni: Die WHO erklärt die Schweinegrippe zur Pandemie und ruft die höchste Alarmstufe sechs aus. Weltweit sind fast 30.000 Infektionen in 74 Ländern registriert. Insgesamt sind mehr als 140 Patienten gestorben.

14. Juni: In Schottland stirbt ein Patient. Es ist der erste Schweinegrippe-Tote außerhalb des amerikanischen Kontinents.

9. Juli: Die Zahl registrierter Fälle ist nach EU-Angaben auf über 100.000 gestiegen. Schwerpunkte sind die USA mit 34.000 Erkrankungen und Mexiko mit mehr als 10.000. Drei Viertel der 441 Todesfälle gab es in Nordamerika.

10. August: 192 Erkrankungen in Österreich: Die heimischen Gesundheitsbehörden stellen ihre Strategie zur Bekämpfung der Schweinegrippe um. Patienten müssen nicht mehr ins Spital, sie können in Heimquarantäne behandelt werden.

27. Oktober: In Österreich läuft die Schweinegrippe-Impfung an, zunächst aber nur für das Gesundheitspersonal.

2. November: Ein elfjähriges Mädchen aus Bozen ist das erste Todesopfer in Österreich. Weltweit gibt es bisher 6.153 Tote. In Österreich weist die Statistik des Gesundheitsministeriums bis dahin 493 Erkrankte aus.

5. November: Die Schweinegrippe erreicht eines der größten im Amazonas lebenden indigenen Völker, die Yanomami-Indianer: Eine schwangere Frau (35) stirbt. Es besteht der Verdacht, dass dort auch sechs Kleinkinder an der Krankheit gestorben sind.

6. November: Die WHO hat wegen der besonders schweren Grippewelle in der Ukraine die internationale Gemeinschaft um Hilfe gebeten: Nach Schätzungen stieg dort die Zahl der Infizierten auf mehr als 763.000. In Wien kommt es bei einer schwangeren A(H1N1)-Patientin zu einer Spontangeburt. Der Zustand der Mutter ist stabil, das Kind kommt in eine neonatologische Station.

9. November: In Österreich werden ab sofort auch Risikogruppen wie Schwangere und Chronisch-Kranke mit der Vakzine Celvapan (Baxter) geimpft. Der Andrang ist am ersten Tag groß: In Wien, Burgenland, Niederösterreich, Steiermark, Salzburg, Kärnten und Vorarlberg lassen sich knapp 9.000 Menschen impfen.

10. November: Die Schweinegrippe hat Österreich endgültig erreicht: Das Klinische Institut für Virologie der Medizinischen Universität Wien meldet anhand von Hochrechnungen allein für den Raum Wien 10.800 Erkrankungen (Influenza, grippale Infekte) für die Vorwoche.

13. November: Zweites Todesopfer in Österreich: Ein 26-jähriger Student mit angeborener Nierenkrankheit stirbt in Graz. In Österreich haben sich laut einer APA-Umfrage rund 100.000 Menschen impfen lassen.

18. November: In der Schweiz gibt es das erste Todesopfer - ein fünf Monate alter Säugling. In Österreich sind schätzungsweise 30.000 bis 45.000 Personen erkrankt. Das ergibt eine Hochrechnung auf Basis der Zahlen aus Wien.

20. November: Vermutlich dritter Todesfall in Österreich: In Salzburg stirbt ein 41-jähriger Bayer an den Folgen der Krankheit.

21. November: Erstmals stecken sich Menschen gegenseitig mit einem Schweinegrippe-Stamm an, gegen den das Medikament Tamiflu nichts ausrichten kann. Betroffen sind fünf Patienten in Wales (GB). Die WHO hat bisher mehr als 50 Fälle von Grippe-Stämmen mit Resistenzen registriert.

1. Dezember: Gesundheitsminister Alois Stöger (S) stellt die Pandemie-Warnung der WHO beim Treffen der EU-Gesundheitsminister in Brüssel infrage. Er bringt die Anfrage ein, ob die Regel der WHO, bei derartig leichten Verläufen eine Pandemie auszurufen, richtig gewesen sei.

15. Dezember: Die Schweinegrippe befindet sich laut WHO auf dem Rückzug: Die erste Erkrankungs-Welle hat ihren Höhepunkt überschritten, in den meisten Ländern gehen die Neuansteckungen zurück.

18. Dezember: Die Zahl der Todesfälle übersteigt nach Angaben der WHO nun die 10.000er-Marke. Mit Stichtag 13. Dezember gab es mindestens 10.582 Tote.

11. Jänner: Im Wiener AKH sterben eine 26-jährige Burgenländerin aus dem Bezirk Neusiedl am See und ein 58-Jähriger aus dem Bezirk Oberpullendorf. Im LKH Graz West erliegt ein 33-jähriger Grazer nach einer Schweinegrippe-Infektion einer schweren Lungenentzündung.

18. März: Die Schweinegrippe-Pandemie ist in Österreich laut dem Gesundheitsministerium abgeklungen: Nur mehr grippale Infekte, bei denen kein A(H1N1)-Virus nachweisbar ist, treten auf. Die WHO-Pandemie-Warnstufe gilt allerdings weiter. Bis zum Ende der Kalenderwoche 10 (14. März) starben in Österreich 40 Personen an dem Virus, 278.294 ließen sich dagegen impfen. Der Großteil des gelieferten Impfstoffes Celvapan (rund 1,1 Millionen Einheiten) blieb übrig.

29. März: Eine unabhängige Expertengruppe beginnt mit der Prüfung der WHO-Maßnahmen im Zusammenhang mit der Schweinegrippe. Hintergrund ist wachsende Kritik. Das Ergebnis soll der WHO-Generaldirektion im Mai vorliegen. (APA)