Bild nicht mehr verfügbar.

Rapid-Präsident Edlinger ist sauer

Foto:Reuters/Foeger

Wien - Dem österreichischen Fußball-Rekordmeister Rapid Wien droht ein ähnliches "Seuchenjahr" wie in der vergangenen Saison. Mit dem 0:2 am Samstag vor eigenem Publikum gegen Salzburg haben die Hütteldorfer aus sieben Frühjahrespartien gerade sechs Punkte ergattert und dabei nur zwei Tore erzielt, was den Rückfall auf Tabellen-Rang sieben bedeutet. Der noch zu Jahresbeginn anvisierte Vize-Meistertitel ist Utopie, ein Europacup-Platz in weiter Ferne. Angesichts der tristen sportlichen Situation kündigte Rapid-Boss Rudolf Edlinger, der vor dem Match erfolglos den "Rapid-Geist" beschworen hatte, harte Konsequenzen an.

Maximale wirtschaftliche Strafmaßnahmen

"Ich bin es leid, eine Enttäuschung nach der anderen zu erleben. Diese inferiore Leistung wird Folgen haben. Das war ein entsetzliches Spiel von Rapid, so kann es nicht weitergehen. Es wird im Sommer Änderungen im Kader geben. Bei einigen Spielern laufen Verträge aus, und ich habe keine Lust, sie zu verlängern", erklärte der frühere Finanzminister, der bei manchen grün-weißen Kickern eine "absurde Einstellung" ortete und Geldstrafen ankündigte: "Es wird maximale Strafmaßnahmen geben, was das Wirtschaftliche betrifft."

Junge sollen ran

Die Hoffnung auf eine Rückkehr ins internationale Geschäft hat Edlinger aufgegeben. "Ich möchte, dass in den letzten Runden die Jungen spielen. Die Saison ist abgehakt, jetzt müssen wir uns mit Anstand aus der Affäre ziehen und die letzten Partien nützen, um uns zu ordnen und auf das nächste Spieljahr vorzubereiten. Diese Mannschaft hat im Europacup nichts verloren. Wir wollen schließlich kein Lachakt sein", erklärte Edlinger, von dessen präsidialer Schelte Kapitän Andi Herzog (dessen Vertrag mit Saisonende ausläuft) explizit verschont blieb. "Seine Einstellung kann ich am wenigsten beklagen."

Massive Kritik von Herzog

Trösten ließ sich der ÖFB-Rekordinternationale davon aber nicht. "Ich kann nicht sagen, was ich mir denke, sonst würden mir die Spieler nicht mehr in die Augen schauen. Derzeit hat keiner die Berechtigung, für Rapid zu spielen", fand der Regisseur wie sein Präsident harte Worte. In der ersten Emotion sah der 34-Jährige auch mittelfristig Schwarz für Grün-Weiß. "Wenn das so weitergeht, spielen wir in sieben Jahren auch noch um Platz sieben oder acht."

Hickersberger ortet mentalen Rucksack

Ebenfalls deprimiert, aber gefasster als sein Boss und Kapitän, reagierte Trainer Josef Hickersberger auf die erste Heimniederlage in der Meisterschaft gegen die Mozartstädter seit 1998. "Wir sind in einer Krise. Wir haben nicht das Selbstvertrauen, das man durch Erfolge hat. Zwei Tore aus sieben Spielen sind eine Bürde, ein mentaler Rucksack, den viele mit sich schleppen", meinte der frühere ÖFB-Teamchef und machte für die zuletzt erfolglosen Darbietungen nicht die Einstellung seiner Kicker verantwortlich. "Nicht mangelnder Einsatz oder Kampfgeist ist das Problem. Viele wichtige Spieler sind in schlechter Verfassung, wir können einfach keine Tore machen."

Trainer genießt ungewöhnliches Vertrauen

Im Gegensatz zu manchen Spielern steht Hickersberger selbst nicht zu Disposition. "Das Vertrauen des Präsidenten ist ungewöhnlich, denn normalerweise wird ein Trainer nach so einem Start entlassen", weiß Hickersberger, der durch die mündliche Zusage Edlingers bis 2004 auf der Hütteldorfer Kommandobrücke bleibt. "Verträge sind da, um eingehalten zu werden, und ich bin jemand, der Verträge einhält." Nachsatz: "Aber es gibt Situationen, in denen man nachdenken muss." (APA)