Eduard Pernkopf hält seine Antrittsrede als Dekan der medizinischen Fakultät an der Uni Wien.

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Die Wissenschafter, um die es hier gehen wird, haben nie selbst einen Menschen gequält oder gar ermordet. Ihre Forschungen waren methodisch und theoretisch auf dem neuesten Stand. Mit ihren Gutachten und ihren Expertisen legitimierten sie aber Massenmord und Zwangssterilisation, Vertreibung und Enteignung. Sie taten es nicht, weil sie dazu gezwungen waren, sondern weil ihre Karriere davon profitierte oder sie es für richtig hielten. Wissenschaft und NS-Verbrechen müssen kein Widerspruch sein.

Ein Institut für Rassenbiologie

Am 26. April 1938 trat Eduard Pernkopf an, die Medizin in Wien grundlegend zu verändern. Bis zu dem Zeitpunkt war Pernkopf Professor für Anatomie und illegales NSDAP-Mitglied gewesen. Mit dem Anschluss wurde er zum neuen Dekan der medizinischen Fakultät in Wien. Seine Antrittsrede hielt er in SA-Uniform vor hunderten begeisterten Studenten. Das Thema: "Nationalsozialismus und Wissenschaft" . Pernkopfs Programm: Die "Förderung der Erbhochwertigen" und die "Ausschaltung der Erbminderwertigen, durch Sterilisation und andere Mittel" .

Jene Wissenschaften sollten gefördert werden, die "mit der nationalsozialistischen Weltanschauung und Politik in besonderer Beziehung und Berührung stehen." Am 9. Mai beschlossen er und einige andere Wissenschafts- und Gesundheitspolitiker daher, an der Uni Wien ein rassenbiologisches Institut zu gründen. Es sollte eine ganze Reihe verschiedener Disziplinen unter einem Dach vereinen: die experimentelle Genetik, die medizinische Genetik, die Anthropologie, die Biostatistik, die psychiatrische Genetik und die Rassenhygiene.

Einerseits sollte am Institut über grundlegende wissenschaftliche Fragen geforscht werden, etwa, wie Krebsgeschwüre entstehen und wie die Erbsubstanz biochemisch aufgebaut war. Andererseits sollte es "Erbärzte" schulen, die das Individuum nach seinen genetischen Qualitäten für den "Volkskörper" behandeln sollten. Seine Mitarbeiter sollten Gutachten erstellen, mithilfe deren entschieden wurde, ob Menschen zwangssterilisiert oder ins KZ geschickt wurden. Und sie sollten erforschen, wie Menschenrassen genetisch und morphologisch unterschieden und bestimmt werden konnten.

Eine neue Wissenschaft

Um 1900 waren die Mendel'schen Regeln wiederentdeckt worden. Die Vererbungsforschung hatte sich in den folgenden Jahren zu einer modernen, empirischen Wissenschaft entwickelt. Experimentiert wurde mit Pflanzen, Insekten und auch Säugetieren - nur die menschliche Vererbungslehre hinkte nach, weil Züchtungsversuche hier aus ethischen Gründen nicht möglich waren. Bevorzugtes Versuchstier der Genetiker wurde die Taufliege Drosophila Melanogaster. Weil sie sich rasend schnell vermehrte und auf kleinem Raum tausende Fliegen gehalten werden konnten, war sie ideal, um Vererbung und Mutation zu beobachten. 1927 war es dem US-Amerikaner James Muller gelungen, mit Röntgenstrahlen absichtlich Mutationen an der Fliege hervorzurufen. Die experimentelle Genetik boomte.

Vererbung interessierte nicht nur Wissenschafter. Bevölkerungspolitiker sahen in den neuesten Entdeckungen eine Chance: Die drohende Degeneration der Menschheit, vor der viele Experten warnten, könnte aufgehalten werden, wenn Menschen mit unerwünschten Eigenschaften daran gehindert wurden, sich fortzupflanzen. Alkoholismus und Faulheit, Schwachsinn und Behinderungen, Promiskuität und Homosexualität würden verschwinden, "minderwertige" Rassen wie Juden oder "Zigeuner" nicht länger den Genpool "überlegener" Rassen verschlechtern. Wenn umgekehrt nur mehr "hochwertige" Menschen Kinder bekommen würden, würde die Welt eine bessere werden. Das Volk und seine Erbsubstanz waren zu einer Ressource geworden, die geplant und verbessert werden konnte.

Österreich hatte den Anschluss an diese neue Forschungsrichtung verpasst. 1938 gab es keine Forschungsinstitution, die eigens der menschlichen Vererbungswissenschaft, der experimentellen Genetik oder der Eugenik gewidmet war. Pernkopf wollte diese Lücke schließen.

Neue Machthaber

Das Reichserziehungsministerium genehmigte für die Errichtung des RbI fast eine Million Reichsmark. Auch wenn ein Großteil des Geldes für den Kauf eines Institutsgebäudes gedacht war, war die Summe erstaunlich. Zum Vergleich: Das gesamte Förderbudget für Medizin der Deutschen Forschungsgemeinschaft betrug 1943 1,2 Millionen Reichsmark. 17 Assistenten sollten am RbI unter sechs Abteilungsleitern arbeiten. Am Berliner "Kaiser Wilhelm Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik" , dem führenden Forschungszentrum für Humangenetik der NS-Zeit, arbeiteten zur gleichen Zeit drei Abteilungsleiter mit acht Assistenten. Ganz verwirklicht wurden die Pläne zwar nicht: 1942 eröffneten kriegsbedingt von den vorgesehenen sechs Abteilungen nur vier, von den 17 vorgesehenen Assistenten wurden nur vier eingestellt. Doch war das Institut noch immer beachtlich, auch im Vergleich mit ähnlichen Instituten aus dem "Altreich" .

Zum Direktor wurde der deutsche Professor für Rassenbiologie, Lothar Loeffler, bestellt. Loeffler hatte sich in Deutschland einen Namen als experimenteller Genetiker gemacht und mit nur 34 Jahren ein eigenes Institut an der Universität Königsberg bekommen. Der Ruf nach Wien war bis dahin der Höhepunkt seiner Karriere. Seine Idee von Rassenbiologie prägte das Wiener Institut maßgeblich: Für Loeffler waren Grundlagenforschung und angewandte Wissenschaft im Dienste der Partei und der Gesellschaft einander bedingende und ergänzende Mittel zum selben Zweck: der Erhaltung der Rasse.

Rassenforschung

Noch in Königsberg hatte Loeffler mit seinem österreichischen Schüler Karl Horneck ein prestigeträchtiges Projekt begonnen: Sie wollten einen Bluttest für Rassenzugehörigkeit entwickeln. Horneck unternahm dafür Versuche an afrikanischen Kriegsgefangenen in Frankreich: Er nahm ihnen Blut ab, stellte daraus "Negerserum" her und spritzte es anschließend Probanden anderer Rassen. In Tierversuchen hatte das Blut verschiedener Arten unterschiedlich auf solche Seren reagiert. Horneck wollte nachweisen, dass auch bei Menschen solche Unterschiede zu finden seien.

Auch im nationalsozialistischen Deutschland waren sich Wissenschafter und Politiker nicht einig, wie Rassen sich unterschieden und wie sie bestimmt werden konnten - sicher waren sie nur, dass es sie gab. Doch so unklar und umstritten das Konzept der Rasse war, so drastisch waren ihre Auswirkungen: Wer als "fremdrassig" eingestuft wurde, konnte seine Arbeit oder staatliche Unterstützung verlieren. Er durfte mitunter nicht heiraten, wurde zur Emigration gezwungen oder ins KZ deportiert. Als Quelle für den Ariernachweis dienten meist nur Einträge aus kirchlichen Taufbüchern. Die Zahl der zweifelhaften Fälle war entsprechend groß, genauso wie die Nachfrage nach wissenschaftlich gesicherten Expertisen. Eine solche sollte der Rassenbluttest bieten.

Trotz Hornecks Bemühungen scheiterte das Projekt. Zwei Jahre später versuchten sich der Genetiker Otmar Freiherr von Verschuer und sein Schüler Joseph Mengele, der berüchtigte Lagerarzt von Auschwitz, ebenfalls vergeblich an einem Bluttest. Solange kein biochemischer Nachweis der Rasse möglich war, mussten sich die Behörden und die Gerichte auf anthropologische Abstammungsgutachten stützen. Sie waren heißbegehrt, gutbezahlt, und eine von Loefflers wichtigsten Aufgaben.

Dazu vermaß er den Körper des Untersuchten: Augenabstand und Stirnhöhe, Handlinien und die Struktur der Iris. Bereits vor 1938 und bis in die 1980er-Jahre wurden nach der gleichen Methode Vaterschaftsgutachten erstellt. Auch das RbI konnte den Bedarf an Rassengutachten nicht decken: "Wir sind mit Aufträgen aus dem ganzen Reich derart belastet, daß mit einer Wartezeit von vier bis sechs Monaten zu rechnen ist" , schrieb ein Gutachter noch im November 1944 nach Berlin.

Für jedes Attest bekam das Institut etwa 220 Reichsmark, gut die Hälfte des Monatslohns eines Arbeiters. Für viele Wissenschafter war die Gutachtertätigkeit daher unabdingbar für die Finanzierung ihrer Forschung. Bezahlen mussten die Gebühr die Untersuchten.

Erbärzte am Volkskörper

Doch nicht nur fremde Rassen sollten entfernt werden, die eigene sollte gepflegt und verbessert werden. Um die Fortpflanzung sogenannter genetisch "minderwertiger" Personen zu verhindern, wurde 1933 im Deutschen Reich das "Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses" erlassen, das Zwangssterilisationen an "Erbkranken" erlaubte. Um diese zu erkennen, brauchten die Behörden "Erbärzte" . Das RbI sollte sie ausbilden.

1939 trat ein neuer Studienplan für Medizin in Kraft, Vorlesungen über Vererbung und Eugenik wurden vorgeschrieben. Loeffler hielt die Pflichtvorlesung "Rassenhygiene" , sein Mitarbeiter bot Seminare über Drosophilagenetik an. Daneben arbeitete Loeffler gelegentlich als Gutachter am Erbgesundheitsgericht. Anhand der Krankengeschichte und einer Untersuchung der Person klärte er, ob sie sterilisiert werden sollte. In Deutschland wurden etwa 350.000, in der "Ostmark" etwa 6000 Menschen zwangssterilisiert. Es dauerte bis 1995, bis diese Menschen in Österreich als Opfer des Nationalsozialismus anerkannt wurden.

Die Hüter der Erbgesundheit gingen im NS noch einen Schritt weiter. Sie wollten nicht nur erbkranken Nachwuchs verhindern, sondern auch den bereits Geborenen vernichten. Loeffler und sein Institut arbeiteten zusammen mit dem "Reichsausschuss zur Erfassung erb- und anlagebedingter Leiden" - jener Organisation, die in Deutschland und Österreich die Kindereuthanasie organisierte. Mindestens 5000 meist geistig und körperlich behinderte Kinder wurden zwischen 1939 und 1945 in verschiedenen Anstalten getötet. Die Verantwortlichen spritzten ihnen Gift oder ließen sie einfach verhungern. Wie genau diese Zusammenarbeit aussah, ist bis heute nicht erforscht. Möglich ist, dass Loeffler und seine Abteilung Daten auswerteten, die die Mörder gesammelt hatten: Hand- und Fußabdrücke, anthropologische Fotos oder Messdaten der Köpfe der Kinder.

Experimentelle Genetik

Für die Abteilung für experimentelle Genetik - das Herzstück des RbI und die erste und einzige derartige Abteilung in der "Ostmark" - war es Loeffler gelungen, einen der besten Nachwuchsgenetiker des deutschen Reichs als Abteilungsleiter nach Wien zu holen: Georg Gottschewski. Er war am "Kaiser Wilhelm Institut für Biologie" in Berlin ausgebildet worden und hatte danach an der Universität Budapest und in den Vereinigten Staaten gearbeitet. Die Rockefeller Foundation hatte seinen Aufenthalt an verschiedensten renommierten US-amerikanischen Unis wie Berkeley ermöglicht. Mit ihm kam nicht nur international erprobtes genetisches Wissen nach Wien, sondern auch die ersten Drosophilastämme in die "Ostmark" . Er sollte hier helfen, die deutsche Krebsforschung noch erfolgreicher zu machen.

Krebsforschung wurde vom NS-Regime massiv gefördert. So konnten deutsche Wissenschafter als Erste nachweisen, dass Asbest Krebs verursacht, Farbstoffe im Essen schädlich sind und Rauchen die Hauptursache für Lungenkrebs ist. Die Metapher vom Geschwür, das im gesunden Körper unkontrolliert wuchert und ihn zerstört, erwies sich auch über die medizinische Forschung und die Genetik hinaus als verwertbar. So wurden Menschen mit Erbkrankheiten, aber auch Jüdinnen und Juden als Geschwüre bezeichnet, die aus dem Volkskörper herausgeschnitten werden mussten.

Solche spektakulären Erfolge hatte Gottschewski in Wien nicht. Er untersuchte, wie Krebsgeschwüre entstehen und wie die Erbsubstanz biochemisch aufgebaut war. Dafür ließ er in Kooperation mit der strahlentherapeutischen Abteilung des Krankenhaus Lainz Mäuse bestrahlen. Er fand in Wien eine gut etablierte Infrastruktur für seine Experimente: Unter dem Gesundheitsstadtrat Julius Tandler war bereits 1931 eine Sonderabteilung für Strahlentherapie in Lainz eingerichtet worden, deren Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen unter anderem an der genetischen Disposition von Krebs interessiert waren. Gottschewskis Forschungen wurden als kriegswichtig eingestuft und bis 1945 finanziert: Weniger Krebstote, mehr Soldaten, war die einfache Rechnung.

Daneben wollte Gottschewski jene Frage klären, die in den 40er-Jahren die Genetik am meisten beschäftigte: Wie ist ein Gen eigentlich aufgebaut, und wie wird die Erbinformation gespeichert? Zu diesem Zeitpunkt wurde angenommen, dass Proteine die Träger der genetischen Information wären. Erst 1944 fanden US-amerikanische Wissenschafter heraus, dass die viel einfacher gestrickte DNA dafür verantwortlich war. 1953 konnten Crick und Watson mit dem berühmt gewordenen Modell der Doppelhelix die Struktur der DNA klären. Ob Gottschewski zu neuen Erkenntnissen gelangte, ist bisher nicht geklärt. Er musste seine Versuche 1945 abbrechen.

Das vorläufige Ende

Als die Rote Armee Wien im April 1945 befreite, floh das gesamte wissenschaftliche Personal des RbI in den Westen. Lothar Loeffler wurde von den Alliierten verhaftet, einige Monate später jedoch wieder entlassen. In den späten 50er-Jahren arbeitete er für die westdeutsche Atomkommission und half, die Humangenetik an deutschen Universitäten zu verankern. Immer wieder warnte er vor den Gefahren für das menschliche Erbgut durch radioaktive Strahlung. 1961 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse verliehen, 1962 übernahm er den Vorsitz der deutschen Arbeitsgemeinschaft Jugend- und Eheberatung. Bis er 73 Jahre alt war, unterrichtete er Erb- und Sozialbiologie an der Uni Hannover. Er starb 1983.

Georg Gottschewski arbeitete nach dem Krieg in Deutschland weiter experimentell genetisch mit Drosophila und der Hausmaus, an den Max-Planck-Instituten bei Hannover und in Freiburg im Breisgau. In den 1960er-Jahren beschäftigte er sich mit dem Einfluss von Giftstoffen auf den Organismus und arbeitete als Toxikologe für die Weltgesundheitsorganisation. Im Conterganprozess 1968 war er einer der Hauptgutachter.

In Österreich hatte die Humangenetik nach 1945 einen schweren Start: Es fehlte sowohl Personal als auch die wissenschaftliche Tradition. Die meisten Mediziner und Anthropologen, die sich vor 1938 mit der menschlichen Vererbung beschäftigt hatten, hatten das Land verlassen - entweder, weil sie hier als Nationalsozialisten oder später als Juden verfolgt wurden oder aber, weil sie in Deutschland schneller und leichter Karriere machen konnten. Nicht einmal das RbI hatte es geschafft, eine eigene Abteilung für Humangenetik zu eröffnen. Neben qualifizierten Forschern fehlte nach 1945 auch der politische Wille, Humangenetik zu fördern.

Eduard Pernkopf wurde 1945 als "belastet" vom Dienst suspendiert und 1949 pensioniert. Er durfte zwar nicht mehr unterrichten, arbeitete aber am anatomischen Institut in Wien weiter an seinem anatomischen Atlas. Der "Pernkopf-Atlas" galt bis in die 90er-Jahre als Standardwerk, noch heute finden sich zahlreiche der Abbildungen in Anatomiebüchern auf der ganzen Welt. Erst 1998 wurde bekannt, dass Pernkopf seine erstaunlich genauen Zeichnungen anfertigte, nachdem er Leichen von im Nationalsozialismus Hingerichteten seziert hatte, oftmals Widerstandskämpfer und einige Juden. Er starb 1955.

Das RbI wurde 1945 geschlossen - spurlos verschwunden ist es aber nicht. Nur wenige Tage nachdem die Rote Armee in Wien einmarschiert war, kehrte ein ehemaliger Mitarbeiter an das Institut zurück: Oliver Paget. Wegen seiner englischen Staatsbürgerschaft war er 1942 gezwungen worden, sein Studium an der Uni Wien zu beenden. Gottschewski bot ihm jedoch an, als wissenschaftliche Hilfskraft am RbI weiterzuarbeiten. Er brachte die zurückgelassenen Fliegen und Mäuse mit einem Leiterwagen in seine Wohnung und fütterte sie mit Kartoffeln und Zucker durch. Später nahm er sie an seine neue Forschungsstätten mit: Zuerst an das zoologische Institut der Uni Wien, später an das Institut für allgemeine Biologie. Für Letzteres waren genau diese Versuchstiere nach dem Krieg die Grundlage der genetischen Forschung.

Paget schloss die unter Gottschewski begonnene Dissertation zur Strahlen- und Drosophilagenetik nach 1945 ab und arbeitete zunächst noch genetisch, musste sich aber später wissenschaftlich umorientieren - für Genetik fehlte in Österreich schlicht das Geld. Karriere machte er trotzdem: 1979 wurde er Direktor des Naturhistorischen Museums in Wien. Paget ist heute 87 Jahre alt und lebt in Wien.

"Racial Medicine"

Die Medizin und Genetik ist die "Rasse" bis heute nicht losgeworden. 2005, 60 Jahre nach dem Ende des RbI, ließ die US Food and Drug Administration zum ersten Mal ein Medikament nur für eine bestimmte ethnische Gruppe zu: das Herzmittel BiDil, das gegen chronisches Herzversagen bei Afroamerikanern helfen soll.

1997 hatte die FDA die Zulassung von BiDil noch abgelehnt. Als die Entwickler die Daten aus ihren Testreihen erneut untersuchten, stellten sie fest, dass das Medikament bei afroamerikanischen Patienten bessere Ergebnisse erzielt hatte als bei "Weißen" . Bei einer neuenTestreihe an "self-identified black patients" konnte das Medikament die Sterblichkeitsrate um 47 Prozent senken - BiDil wurde zugelassen. Warum es bei dieser Gruppe besser wirkte, ist umstritten. (Thomas Mayer und Tobias Müller/DER STANDARD, Printausgabe, 17./18. 4. 2010)