London - "Diese Krankheiten sind so hart, das man sie seinem ärgsten Feind nicht wünscht" , sagt Phil Butcher, Direktor der britischen Muskeldystrophie-Gesellschaft. Verursacht werden sie durch Erbgutfehler, die im Zusammenhang mit den Mitochondrien stehen, den kleinen Kraftwerken, die zu Hunderten in jeder Zelle vorhanden sind. Babys mit solchen Krankheiten sind oft blind, leiden an Epilepsie oder werden nie gehen lernen.

Haben Eltern mit solchen vererbbaren Schädigungen keine Möglichkeit, gesunde Kinder zu haben? Britische Wissenschafter haben nun einen - ethisch umstrittenen - Weg gefunden, wie es möglich sein könnte, dieses Risiko auszuschalten: Sie haben erstmals einen Embryo mit Erbmaterial von zwei Frauen und einem Mann geschaffen, wie sie in der neuen Ausgabe von Nature (online) berichten.

Die Wissenschafter arbeiteten dabei mit befruchteten Eizellen, die nicht für die In-vitro-Fertilisierung genutzt werden konnten. Den befruchteten Eizellen wurden beide Zellkerne entnommen und in eine weitere Eizelle eingepflanzt, aus der sie den Zellkern entfernt hatten. Die so entstandene Eizelle erhielt damit die DNA von Vater und Mutter plus eine winzige Menge mitochondrialer DNA des zusätzlichen Eis.

Doug Turnbull, einer der beteiligten Forscher, verglich die Methode mit dem Austauschen des Akkus bei einem Laptop: "Die Energieversorgung funktioniert wieder richtig, die auf der Festplatte gespeicherte Information ist unverändert."

Selbst im liberalen Großbritannien ist die Methode noch verboten. Doch die Wissenschafter sind zuversichtlich, dass sie in den nächsten Jahren erlaubt werden könnte. (tasch/DER STANDARD, Printausgabe, 17./18. 4. 2010)