Wien - Die Vulkanaschenwolke breitete sich am Freitag auf Mittel- und Osteuropa aus, "ab Sonntag wird sie wieder vom Alpenraum weggetrieben", prognostizierte Werner Virant, Meteorologe des Wetterdienstleisters Ubimet am Freitag. Für den Richtungswechsel sorge eine Südwestströmung. In Nordeuropa werde sie den Flugverkehr in der Folge aber weiter beeinträchtigen, schätzte Virant. Die Wolke, die sich in etwa fünf bis zehn Kilometer Höhe befindet, kann den Himmel getrübt erscheinen lassen, und Regen kann aschehaltig sein. Da die Vulkanpartikel die Sonne tiefrot einfärben, könnte dies für eindrucksvolle Sonnen-auf- und -untergänge sorgen.
Ein großer Vulkanausbruch kann auch zu einer längerfristigen Beeinflussung des Klimas führen. "Dazu muss eine sehr große Menge an Gasen in hohe Luftschichten abgegeben werden", sagt Virant. Dann bilden sich Schwefelsäuretröpfchen, die einfallendes Sonnenlicht ins All reflektieren und zu einer leichten Senkung der globalen Temperaturen führen können. 1991, nach Ausbruch des Vulkans Pinatubo auf den Philippinen, war die globale Temperatur geschätzt um 0,5 Grad geringer.
Von der Wolke selbst geht laut Meteorologen keine Gefahr aus, selbst wenn es regnen sollte. Lungenexperten raten Asthmatikern aber, wegen der zusätzlichen Feinstaubbelastung möglichst wenig außer Haus zu gehen.
Experten prognostizierten am Freitag, die Aktivität des unter dem Eyjfjalla-Gletscher liegenden Vulkans werde in den nächsten Tagen schwächer. Der Würzburger Geophysiker Bernd Zimanowski erklärte Reuters, laut Kollegen in Island sei bisher keine Veränderung zu sehen. Der Vulkanausbruch könne "einige Monate" andauern; der Vulkan speise sich aus einem größeren Magmareservoir. Weltweit gelten rund 550 Vulkane als aktiv. Jedes Jahr brechen 50 bis 65 aus. (Gudrun Springer/DER STANDARD-Printausgabe, 17. 4. 2010)