Valletta - Papst Benedikt XVI. hat sich auf seiner Reise nach Malta zum Skandal um sexuellen Missbrauch von Kindern durch Geistliche geäußert. Die Kirche sei "verletzt durch unsere Sünden", sagte der Pontifex im Flugzeug auf der Reise in die Inselrepublik südlich von Sizilien. Jeder Christ sei dazu aufgerufen, mit seinem Glauben die "zahlreichen Bedrohungen gegen die Heiligkeit des menschlichen Lebens" einzudämmen. Wie Vatikansprecher Federico Lombardi am Abend auf Anfrage bestätigte, bezog der Pontifex sich damit auf die Pädophilie-Skandale.
Treffen mit Missbrauchsopfern
Papst Benedikt XVI. ist am Sonntag während seines Besuchs auf Malta mit mehreren Opfern sexuellen Missbrauchs durch katholische Priester zusammengetroffen. Der Papst sei von den Berichten der maltesischen Männer tief bewegt gewesen und habe seine Scham und seinen Schmerz ausgedrückt, berichtete der Vatikan. Benedikt traf die Männer hinter verschlossenen Türen in der Apostolischen Nuntiatur. Er betete auch mit den Missbrauchsopfern.
Der Papst versicherte den Männern, dass die Kirche weiterhin alles in ihrer Macht stehende tun werde, "um Anschuldigungen (zu sexuellem Missbrauch) zu untersuchen, Verantwortliche der Justiz zuzuführen und wirksame Maßnahmen zu ergreifen, die junge Menschen in der Zukunft schützen sollen". Das Gebet des Papstes richtete sich auf "Heilung und Versöhnung" bei allen Missbrauchopfern, damit diese mit neuer Hoffnung voranschreiten könnten, so die Mitteilung des Vatikans.
Die maltesischen Missbrauchsopfer, die nach eigenen Angaben als Kinder in den 1980er und 1990er Jahren von katholischen Priestern in einem maltesischen Waisenhaus missbraucht wurden, hatten um eine persönliche Begegnung mit dem Papst gebeten. Jedoch sollte das Gespräch nicht vor den Medien geführt werden, hatte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi betont. Benedikt XVI. hatte bereits Missbrauchsopfer in den USA und Australien getroffen und sich zu weiteren Gesprächen bereiterklärt.
Erste Auslandreise nach Missbrauchsskandal
Der Besuch in Malta ist die erste Auslandsreise des Papstes, seitdem der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche immer weitere Kreise zieht. Zuvor hatte der Papst in der Stadt Floriana eine Messe gefeiert, zu der nach Kirchenangaben 10.000 Menschen kamen. Die Mittelmeerinsel gilt als eines der katholischsten Länder der Erde. In Malta sind Schwangerschaftsabbrüche und Scheidungen auch nach dem EU-Beitritt verboten. "Viele Stimmen versuchen uns dazu zu bringen, unseren Glauben an Gott und seine Kirche beiseitezulegen", sagte der Papst während der Messe. Zugleich warnte er davor zu glauben, dass die moderne Technik alle menschlichen Bedürfnisse erfüllen und vor allen Gefahren bewahren könne. "Das ist nicht so", sagte er.
Zum Auftakt der Messe erklärte Erzbischof Paul Cremona, man könne nicht einfach am Modell der Kirche festhalten, "an das wir seit Jahrzehnten gewöhnt sind". Die Kirche müsse demütig genug sein, die Fehler und Sünden ihrer Mitglieder zu erkennen.
Anlass der Reise war der 1.950. Jahrestag der Landung des Apostels Paulus auf der Mittelmeerinsel. Benedikts Chartermaschine war am Samstag eine der wenigen, die von dem römischen Flughafen Leonardo da Vinci abfliegen durften. Wegen der Aschewolke war der Luftraum über Norditalien gesperrt. Am Sonntagnachmittag wollte der Papst dann mit einem Schiff von Kalkara aus in den Hafen von Valletta einfahren und so an die Ankunft Paulus' auf Malta vor 1950 Jahren erinnern. Dieser Jahrestag ist der offizielle Anlass der ersten Reise Benedikts zu den Maltesern. Vor der Rückreise nach Rom am Abend wollte der 83-jährige Pontifex am Hafen von Valletta noch mit Jugendlichen sprechen.
(APA/dpa)