Nun hat es den "vampire squid" - den "Vampirkraken" , wie die US-Bank Goldman Sachs nach einem furiosen Artikel im Magazin Rolling Stone von Kommentatoren genannt wird - also erwischt. Die US-Börsenaufsicht SEC klagt das Institut wegen Betrugs in einer Transaktion mit jenen Hypothekenpapieren, die später Riesenlöcher in diverse Bankbilanzen gerissen haben.

Die Klage sollte freilich nicht überschätzt werden: Sie stellt keine Aktion gegen die Konstruktion der hochriskanten Hypothekenderivate an sich dar, sondern bezieht sich nur auf einen von über 20 Deals des Goldman-CDO-Programms. Dafür wirft die Klage richtige und wichtige Fragen auf, die die Verantwortlichkeit in solchen Deals betrifft: Der Strukturierer der Hypothekenpapiere, der Portfoliomanager, der Verkäufer und Marketer sowie die Investoren sind durch ein dichtes Netz von komplexen Verträgen miteinander verbunden. Ein Grund, warum es in dieser Finanzkrise keine Welle von Verhaftungen gegeben hat, ist, dass hauptsächlich professionelle Investoren (wie auch die deutsche IKB) in Giftpapiere investiert haben.

Nun muss die US-Finanzaufsicht erst einmal beweisen, dass Goldman betrogen hat. Ansatzpunkt ist die den Investoren verheimlichte Zusammenarbeit mit dem US-Hedgefonds Paulson&Co, der auf sinkende Kurse wettete. Gelingt der Nachweis nicht, wird die jüngste Finanzkrise trotz ihrer Schärfe nicht zu einem Kriminalfall werden. (Lukas Sustala, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19.04.2010)