Wien - Die Zahl der Kirchenaustritte ist im ersten Quartal um 42 Prozent gegenüber den ersten drei Monaten des Vorjahres gestiegen,  berichtet die "Presse". Durch die Welle der Missbrauchsfälle sind bis Ende März bereits 30.004 Katholiken aus der Kirche ausgetreten. Im Vorjahr waren es im selben Zeitraum "nur" 21.100. Damit steuert die katholische Kirche auf ein neues Rekordjahr zu.

Prognosen entsprechend wird für heuer mit insgesamt 70.000 bis 80.000 Kirchenaustritten gerechnet. Vergangenes Jahr gab es 53.216 im Vorjahr. Schon damals haben im Gefolge der Auseinandersetzungen um den erzkonservativen Pfarrer Gerhard Maria Wagner und die ultrakonservative Pius-Bruderschaft mehr Österreicher die katholische Kirche verlassen als beispielsweise am Höhepunkt des Sexskandals im Priesterseminar St. Pölten 2004 oder der Affäre Groer 1995.

Die meisten Kirchenaustritte in Vorarlberg

Besonders viele Kirchenaustritte werden in Westösterreich, weniger im Osten gezählt. Vorarlberg hält mit einer Verdoppelung die Spitze. Neben den Vorwürfen sexueller Gewalt durch Lehrer und Erzieher im Kloster Mehrerau war hier auch Bischof Elmar Fischer selbst in die Kritik geraten. Überdurchschnittlich hoch ist die Abwendung von der katholischen Kirche auch in Tirol und in der Steiermark. In Wien liegen die Austrittszahlen mit einem Anstieg von rund 40 Prozent knapp unter dem bundesweiten Durchschnitt.

Sieben Millionen Euro weniger Kirchenbeitrags-Einnahmen

Der katholischen Kirche werden nach ersten Berechnungen heuer etwa sieben Millionen Euro an Kirchenbeiträgen entgehen. Das ist zwar "nur" ein Minus von zwei Prozent, wegen der steigenden Preise und Löhne drohen aber trotzdem Sparmaßnahmen, Kürzungen und Stornierung von Kirchen-Projekten.  (APA)