Washington - Bei der Früherkennung von Krebs wird das Problem der Überdiagnosen einer US-Studie zufolge unterschätzt. Forscher der amerikanischen Universität Dartmouth beklagen, dass Mediziner zu häufig Tumore entdecken und behandeln, die auch ohne Therapie keine gravierenden Beschwerden verursacht hätten. Nach Auswertung der Literatur schätzen die Wissenschafter, dass in den USA bis zu 25 Prozent der Brusttumoren, die in der Mammografie auffallen, unnötig therapiert werden.

Bei jenen Prostatakarzinomen, die der PSA-Bluttest aufspürt, könne die Zahl der Überdiagnosen sogar bei 60 Prozent liegen, schreiben die Forscher im renommierten "Journal of the National Cancer Institute". Als weiteren Hinweis werteten sie die statistischen Daten zu verschiedenen Krebsarten aus. Demnach wurden in den vergangenen Jahrzehnten viele Tumortypen - von Schilddrüse, Prostata, Niere, Brust und der Haut - zwar häufiger diagnostiziert, aber die Mortalität sei nicht gestiegen.

Die Häufung der Diagnosen führen die Forscher vor allem auf die vermehrten Untersuchungen zurück: Gerade empfindliche Verfahren wie etwa die CT-Untersuchungen auf Darm- oder Lungenkrebs zeigen häufig Abnormalitäten, die dann weiter abgeklärt und mitunter auch behandelt würden. "Die Früherkennung hilft manchen Menschen, aber schadet zweifellos anderen", erklärten sie. Die Abwägung, ob man einen Tumor behandle, erfordere ein sorgfältiges Abwägen zwischen Nutzen und Schaden. (APA/apn)