Tokio - Fast 100.000 Menschen haben am Sonntag auf der japanischen Insel Okinawa gegen einen dortigen US-Luftwaffenstützpunkt demonstriert. Unter dem Applaus der Demonstranten forderte der Gouverneur von Okinawa, Hirokazu Nakaima, die in einem dicht besiedelten Gebiet liegende Basis Futenma müsse von der Insel weg an einen anderen Ort verlegt werden. Teilnehmer der Protestaktion hielten Plakate mit Aufschriften wie "US-Basen weg aus Okinawa!" und "Nein zum Stützpunkt!" in die Höhe. Insgesamt hat die US-Armee mehr als 30 Einrichtungen auf Okinawa, das wegen seiner Nähe zu China, Taiwan und den beiden Koreas strategisch wichtig ist.
Die im September neugewählte Mitte-Links-Regierung Japans hatte erklärt, die Basis Futenma möglicherweise außer Landes verlegen zu lassen. Die USA wehren sich jedoch dagegen, den 2006 geschlossenen Vertrag neu zu verhandeln. Dieser sieht vor, Futenma dann zu schließen, wenn eine neue Basis fertiggestellt ist, die bis 2014 an der Küste Okinawas gebaut werden soll. Auf Okinawa, rund 1600 Kilometer südlich von Tokio, sind mehr als die Hälfte der insgesamt 47.000 US-Soldaten in Japan stationiert.
Für Washington ist Okinawa als "unsinkbarer Flugzeugträger" ein unverzichtbarer Militärstützpunkt in Asien. Angesichts des Lärms sowie wiederholter Straftaten der US-Marineinfanteristen kam es in der Vergangenheit immer wieder zu Protesten der örtlichen Bewohner. Aus Wut über die brutale Vergewaltigung einer Zwölfjährigen durch drei US-Soldaten im Jahr 1995 waren damals 85.000 Menschen auf die Straße gegangen. Erst danach sahen sich Japan und die USA zu einer Reduzierung der US-Truppen gezwungen. Der wachsende Widerstand im Volk rührt auch aus den Kriegserfahrungen. Im Zweiten Weltkrieg fand auf Okinawa die einzige Schlacht auf japanischem Boden statt. Dabei kamen über 250.000 Menschen ums Leben, darunter 12.000 Amerikaner. (APA/AFP/dpa)