Frustriert schienen einige Besucherinnen und Besucher beim Verlassen der Premiere von Mutter Courage und ihre Kinder am Tiroler Landestheater Innsbruck zu sein. Stur war der Charakter der Hauptfigur und trostlos der Ausgang des Stücks. Mühsam waren auch der Denkprozess und bitter die Lehren, ganz so wie Bertolt Brecht es beabsichtigt hatte. Mutter Courage beklagt die Opfer, die der Krieg fordert. Sie wird fuchsteufelswild, wenn er kommt, ihre Kinder zu holen. Doch auf ihre Emotion folgt prompt die kühle Kalkulation, ist sie doch Geschäftsfrau.

Die fahrende Händlerin mit Haaren auf den Zähnen gibt Judith Keller fulminant und verleiht ihrer Figur glaubhaft die notwendige Schläue und Respektlosigkeit, dazu betont sie ihren Galgenhumor. Krieg und Kapitalismus - sie gehören in dieser Welt, scheint's, untrennbar zusammen, erkennt Courage. Sie verkennt jedoch, dass sie deshalb noch lange keinen Profit, keinen persönlichen Gewinn erzielen wird. Lange verhandelt sie daher, auch als es um das Leben ihres Sohnes Schweizerkas (ein gehorsamer Edwin Hochmuth) geht, und gewinnt zu spät diese Einsicht. Sein Tod, jener ihrer Tochter (eine sich aufopfernde Elli Wissmüller) und ihres zweiten Sohnes (ein todkühner Michel Heil) sind bereits besiegelt. Nichts hilft mehr.

Die Inszenierung Klaus Rohrmosers verweist vermittels einer Schar von Einkaufswagen auf das Auf und Ab des merkantilen Rades. Auch eine Ruine als Kulisse für die Aufführung illustriert schlüssig die ruinösen Zustände einer vom Krieg arg gezeichneten Gesellschaft. Die Musik Paul Dessaus und die großteils von Mutter Courage vorgetragenen Lieder irritieren wie vom Schöpfer einst intendiert. Eine so sehenswerte wie lehrreiche Enttäuschung ist also programmiert. (it, DER STANDARD/Printausgabe, 27.04.2010)