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Etwa 1.500 Quadratkilometer Meeresfläche vor der Küste von Louisiana waren am Montag bereits von einem Ölfilm bedeckt

Foto: AP Photo/Gerald Herbert

New Orleans - Nach dem Explosionsunglück auf einer Bohrinsel im Golf von Mexiko hat sich ein 4.700 Quadratkilometer großer Ölteppich gebildet, der die Meeresfauna im Süden der USA bedroht. Die Verschmutzung erstreckt sich auf einer 77 mal 63 Kilometer großen Fläche, wie die Behörden am Montag mitteilten. Aus den Lecks der Ölbohrplattform treten täglich 160.000 Liter Rohöl aus.

Bisher gelang es noch nicht, die beiden Lecks mit Tauchrobotern abzudichten. Bleiben diese Bemühungen weiter erfolglos, soll ein weiteres Loch gebohrt werden, um das Öl von dort abzupumpen. Dieser mühsame Prozess würde allerdings rund zwei Monate dauern.

Öl Könnte Küste von Florida erreichen

Die Behörden befürchten, dass das Öl in drei Tagen je nach Wind und Strömung die Küsten von Louisiana bis Florida erreicht. Akut gefährdet sind die vorgelagerten Inseln der Chandeleurs, die Pelikanen und anderen Seevögeln als Brutplatz dienen. Im betroffenen Gebiet leben außerdem zahlreiche Meerestiere wie Wale, Haie und Schildkröten. Bedroht sind auch die Austern-Bänke an der Mississippi-Mündung.

Nach den heftigen Stürmen vom Wochenende ist die See im Golf von Mexiko noch zu bewegt, um mit Reinigungsarbeiten zu beginnen. Nach Angaben der Küstenwacht halten sich die Besatzungen von 32 Schiffen bereit, um die Ölpest einzudämmen, sobald der Wellengang dies zulässt.

Leck noch nicht gedichtet

Seit Sonntag versuchen Experten des britischen Ölkonzerns BP, mit ferngesteuerten Mini-Robotern, das Leck an der Ölquelle in rund 1.500 Meter Tiefe abzudichten - bisher vergeblich. Schätzungsweise 140 Tonnen Rohöl fließen derzeit täglich ins Meer, berichtete die Zeitung "Houston Chronicle" am Montag. Sollten weitere Versuche fehlschlagen, könnte Öl sogar mehrere Monate ins Meer sprudeln.

Die Experten versuchen, den Ölfilm an der Meeresoberfläche auch mit Hilfe von Chemikalien aufzusaugen. Doch starke Winde und hohe Wellen erschwerten am Sonntag (Ortszeit) die Reinigungsversuche. Das stürmische Wetter hält das Öl aber auch von der Küste weg. Am Montagvormittag (Ortszeit) lag der Ölteppich nach Angaben von US- Medien rund 45 Kilometer vor der Küste Louisianas.

Austritt an zwei Stellen

Das Öl tritt nach Angaben von BP an zwei Stellen aus: Am letzten Bohrloch der versunkenen Plattform und aus einem Leck in einer Rohrverbindung, die zu dem Bohrloch führt. Die Experten hatten gehofft, dass ein automatisches Ventil-Verschlusssystem einen Ölaustritt verhindern würde - was offensichtlich nicht funktionierte. Ein Unterwasser-Roboter sollte das System aktivieren. Das war bis Sonntag aber ebenfalls nicht gelungen, schrieb der "Houston Chronicle".

Doug Suttles, ein Hauptverantwortlicher für die Rettungsaktion bei BP, äußerte sich am Sonntagabend skeptisch: "Die Aktion ist sehr komplex und möglicherweise nicht erfolgreich." Ein weiterer Versuch, das Leck einzudämmen, würde zwei bis drei Monate dauern. Dabei müsste ein Nebenzugang zu dem Bohrloch geschaffen werden, um es zu schließen. Noch nie zuvor sei eine solche Aktion so tief im Meer ausprobiert worden, meinte Suttles. "Daher müssen wir vorsichtig sein."

Als weitere Variante könnten die BP-Experten versuchen, eine kuppelartige Konstruktion über das Bohrloch zu stülpen. Das austretende Öl könnte dann in einen Tank an die Meeresoberfläche geleitet werden.

Politische Auswirkungen

Das Unglück im Golf von Mexiko könnte auch politische Auswirkungen haben: Erst kürzlich hatte US-Präsident Barack Obama in einer energiepolitischen Kehrtwende Ölbohrungen vor den Küsten genehmigt. Er begründete dies unter anderem mit neuen, umweltschonenden Technologien. Trotz des Unglücks gibt sich die Ölindustrie zuversichtlich. Experten gehen davon aus, dass die Bohrungen im Golf von Mexiko trotz des Unfalls weitergehen. (APA)