Foto: Gizmodo

Die Veröffentlichung erster Bilder und Informationen über ein Next-Generation-iPhone hatte in den letzten Wochen für einige Aufregung in der Online-Community gesorgt. Was viele zunächst für einen weitere "Fake" hielten stellte sich schlussendlich als reale Geschichte heraus: Ein Apple-Mitarbeiter hatte einen Prototypen in einer Bar verloren, der es einige Wochen später zum Technik-Blog Gizmodo schaffte - und beim extrem auf Geheimhaltung bedachten Computerhersteller wohl rasch für einen gesteigerten Blutdruck führte.

Hausdurchsuchung

Zwar hat Gizmodo das Gerät mittlerweile an Apple zurückgesandt, so einfach will man das Ganze aber offenbar nicht auf sich sitzen lassen. Wie jetzt bekannt wurde, haben die kalifornischen Behörden bereits am Freitag abend eine gerichtlich angeordnete Hausdurchsuchung  bei Gizmodo-Redakteur Jason Chen vorgenommen, um Informationen darüber zu sammeln, auf welchem Weg das neue iPhone zu dem Technik-Blog gelangt ist.

Blogger

Einer der wohl umstrittensten Punkte in der Diskussion: Gizmodo hatte dem Finder des Prototypen 5.000 US-Dollar für das Überlassen des Geräts gezahlt. Angesichts der Repression gegen das Blog stellen sich nun aber auch grundlegende Fragen: Werden BloggerInnen ebenfalls durch das Redaktionsgeheimnis geschützt oder nicht? Die kalifornischen Gerichte scheinen sich in diesem Fall für ein klares "Nein" entschieden haben.

Rechtsbruch

Eine Vorgangsweise, für die man nun aber auch scharfe Kritik erntet: So spricht die Bürgerrechtsorganisation Electronic Frontier Foundation (EFF) gegenüber Wired von einem klaren Rechtsbruch durch den Durchsuchungsbeschluss. Das kalifornische Recht lasse keinerlei Zweifel daran, dass auch BloggerInnen als JournalistInnen angesehen werden, entsprechend seien Chens Computer und Materialien besonders geschützt. Der korrekte Ablauf wäre insofern, dass die Behörden ein Ansuchen stellen, das Chen wiederum beeinspruchen kann. Zudem steht ihm auch das Recht zu, tatsächlich nur jene Informationen herzugeben, die für den konkreten Fall tatsächlich relevant wären - alles Rechte, die dem Blogger nun widerrechtlich entzogen wurde, so die Kritik.

Speziell

Die Hausdurchsuchung wurde übrigens von der auf Computer- und Internetverbrechen spezialisierten REACT-Spezialeinheit durchgeführt. Diese wurde 1997 gegründet und ist eine Kooperation von 17 lokalen und bundesweiten US-Behörden, in beratender Funktion sitzt dort im Präsidium auch Apple selbst.

Beschlagnahme

Im Rahmen der Hausdurchsuchung wurden nun unter anderem zwei Desktop-Computer, vier Server, ein iPhone, Digitalkameras und zahlreiche Bankauszüge beschlagnahmt. Vor allem durch die forensische Auswertung erhoffen sich die Behörden neue Informationen, mit denen man die Ermittlungen ausweiten kann. Zusätzlich hat man passenderweise auch den Ausdruck eines Mails sichergestellt, in dem sich Gaby Darbshire von Gawker Media - der Herausgeber von Gizmodo - davon überzeugt zeigt, dass die Behörden nicht so ohne weiteres eine Hausdurchsuchung bei Chen vornehmen können. (apo, derStandard.at, 27.04.10)